NRW für Nachhilfe an den Schulen

Bildung: Ministerium: Stärkere Schüler sollen Schwache unterstützen.

Düsseldorf. Wenn eine Fünf in Mathe droht oder gar die Versetzung gefährdet ist, ziehen Eltern die Notbremse und organisieren für ihre Kinder Nachhilfeunterricht. Und der Markt boomt. Einer Studie des Berliner Bildungsökonomen Dieter Dohmen zufolge bieten bereits mehr als 3000 kommerzielle Institute ihre Dienste an - darunter Großanbieter, aber auch zweifelhafte Einrichtungen, die in der Nähe zur Scientology-Sekte oder zur NPD stehen. Geschätzter Jahresumsatz: zwischen 0,9 und 1,2Milliarden Euro. Der "Graubereich zwischen Nachbarschaftshilfe und Schwarzarbeit" von Privatanbietern sei darin nicht enthalten, betont Dohmen.

Nordrhein-Westfalen sieht die Nachhilfe an den Schulen besser platziert als bei kommerziellen Anbietern. "Bevor Eltern Verträge in Instituten abschließen, sollten sie sich grundsätzlich erst einmal an die Schule wenden und nach den Fördermöglichkeiten dort fragen", sagt Andrej Priboschek, Sprecher des Schulministeriums. Denn Amtschefin Barbara Sommer (CDU) empfiehlt den Schulen im Land, den Nachhilfeunterricht selbst zu organisieren. "Immer mehr Schulen bieten ein Tutoren-System an, bei dem stärkere Schüler Schwächeren Nachhilfe geben", erläutert Priboschek. Die Resonanz sei positiv. So gebe es Berichte, dass die Zahl der Sitzenbleiber gesenkt worden sei.

Die im Schulgesetz verbriefte individuelle Förderung und der Ausbau des Ganztagsbetriebs vor allem an den Hauptschulen sind dem Sprecher zufolge wichtige Elemente, um Nachhilfe überflüssig zu machen - und nicht zuletzt, um eine weitere Benachteiligung von Kindern aus bildungsfernen Schichten zu verhindern. Denn Nachhilfe ist teuer.

So kommt Dieter Dohmen in seiner Studie zu dem Schluss, dass Eltern jährlich im Durchschnitt zwischen 1200 und 1750 Euro in den zusätzlichen Unterricht ihrer Kinder investieren. Entsprechend kommen die "Kunden" der kommerziellen Anbieter vornehmlich aus Akademikerfamilien und Elternhäusern, die es sich vom Einkommen her leisten können.

Als "nicht praktikabel" weist der Sprecher von Ministerin Sommer den Vorschlag der Lehrergewerkschaft GEW zurück, kommerzielle Institute durch die Schulaufsicht kontrollieren zu lassen. "Auf der Suche nach guten Nachhilfeanbietern sollten sich Eltern an die Verbraucherberatung NRW wenden, die eine entsprechende Handreichung bereithält", rät Priboschek.