NRW-Landwirte haben großen Nachholbedarf bei Bio-Produkten

Das Land will die regionale Vermarktung von ökologisch hergestellten Lebensmitteln forcieren. Derzeit zögern die Bauern noch.

Düsseldorf. Der „Wilde Bernd“ ist ein toller Typ: kräftig, vollmundig, imposant im Abgang. Der „Wilde Bernd“ ist ein Bio-Käse aus dem Münsterland, wird nach nachhaltigen Prinzipien produziert und diente gestern in der Düsseldorfer Staatskanzlei als Demonstrationsobjekt. Da warb Landesumweltminister Johannes Remmel (Grüne) vehement für die regionale Vermarktung von Öko-Produkte aus NRW. „Da schlummert noch jede Menge Potenzial“, so Remmel.

Zusammen mit dem Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) hat das Land eine Studie unter 72 Öko-Betrieben und Handelspartnern in Auftrag gegeben. Die offenbart einen großen Nachholbedarf, vor allen bei den Anbauflächen.

„Es werden in NRW von 1800 Betrieben 68 000 Hektar Fläche ökologisch bewirtschaftet, weitere 36 000 Hektar könnten umgestellt werden. So groß ist der Bedarf“, sagte Remmel. Tatsächlich stammen derzeit 90 Prozent des Bio-Obstes und 45 Prozent des Bio-Gemüses, das zwischen Rhein und Weser verzehrt wird, von Betrieben jenseits der Landesgrenzen, zum Teil auch aus dem Ausland.

Die Studie hat da ganz Erstaunliches zu Tage gefördert: So stammt etwa jede zehnte hier verzehrte Bio-Kartoffel aus Ägypten, jeder zehnte Bio-Apfel aus Italien. Sie werden gekauft, auch weil es zu wenig regionale Konkurrenz gibt.

Das Land unter dem Grünen-Umweltminister Remmel hat die Fördermittel für die Bio-Betriebe erhöht. Bei Ackerflächen gibt es pro Hektar künftig 400 Euro statt 324, bei Gemüseflächen 1200 statt 900 Euro, und die Förderung bei Dauerkulturen wie eben Apfelplantagen steigt um 400 Euro auf 1800 Euro pro Hektar.

„Aber es müssen sich regionale Marken herausbilden. Da sind wir gerade dabei, sie zu entwickeln“, sagte Remmel. Bayern etwa habe angekündigt, sich als „Feinkostladen der Republik“ zu positionieren. Da habe NRW eigentlich mehr zu bieten. „Zum Beispiel der Westfälische Knochenschinken ist eine hochwertige Marke mit viel Substanz“, so Remmel.

Doch der Umstieg von der herkömmlichen Landwirtschaft auf einen Öko-Betrieb fällt vielen Bauern schwer. „Es ist eine wirtschaftliche Entscheidung mit Risiko, die jeder Betrieb für sich treffen muss“, sagte Franz-Josef Möllers, Präsident des WLV. Das werde ganz nüchtern entschieden. „Das ist das Gute: Beim Thema Bio gibt es keine ideologischen Grabenkämpfe mehr“, betonte der Verbandsfunktionär.

Doch der große Boom bei Bio-Lebensmitteln ist vorerst vorbei. Derzeit ist der Anbau von Mais oder Raps angesagt: Hier locken gute Renditen. Die Produkte sind äußerst gefragt für die Produktion von Biomasse oder Biodiesel.

Auch das firmiert natürlich unter Öko.