Sicherheit NRW rüstet im Nahverkehr gegen Gewalttäter auf
Verkehrsminister Groschek kündigt mehr Sicherheitspersonal in Bussen und Bahnen und flächendeckende Videoüberwachung an.
Dortmund. Mehr Sicherheitspersonal, flächendeckende Videoüberwachung, Einsatz von Hunden und langfristig vielleicht sogar Zugangskontrollen an Einlassschranken wie in Paris oder London: Das Land Nordrhein-Westfalen rüstet auf, um den Bürgern mehr Sicherheit in Bussen und Bahnen des öffentlichen Nahverkehrs zu bieten.
Grund für die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen seien zunehmend hemmungslosere Angriffe vor allem auf das Sicherheitspersonal „durch alle Bevölkerungsgruppen“, wie VRR-Vorstandssprecher Martin Husmann erklärte. In diesem Bereich sei die Hemmschwelle der Täter gesunken.
„Wir wollen alles dafür tun, dass sich die Fahrgäste möglichst sicher im ÖPNV bewegen können“, sagte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) gestern beim 4. Sicherheitskongress NRW im Dortmunder Fußballmuseum. Groschek beschwichtigte, man wolle Busse und Bahnen nicht zu einem rollenden Überwachungsstaat machen, „aber wir wollen verhindern, dass sie rollenden Angsträume für die Kunden sind.“ Videoaufnahmen würden 72 Stunden lang gespeichert und nur bei Straftaten eingesehen und darüber hinaus nach Ablauf der Frist automatisch überschrieben.
Groschek hat sich mit dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), dem Zweckverband Nahverkehr Rheinland und der Deutschen Bahn auf ein Eckpunktepapier verständigt: Mittelfristig sollen in allen Zügen nach 18 Uhr Zweierteams zum Einsatz kommen, die Fahrkarten überprüfen und für Sicherheit sorgen. Bislang sei dies noch nicht in allen Zügen der Fall. Tagsüber ist in jedem zweiten Zug eine Sicherheitskraft anwesend.
Der VRR will darüber hinaus in Nahverkehrszügen in einem Pilotversuch den Einsatz von Dreier-Teams mit Hund testen. Sie sollen auf verschiedenen Strecken zum Einsatz kommen und zwischendurch auch umsteigen, damit ihr Auftreten nicht vorhersehbar ist. Diese Teams sollen auch zur Stelle sein, „wenn mit regulären Kräften das Hausrecht nicht mehr durchgesetzt werden kann“, hieß es. In Hamburg sei das bereits sehr erfolgreich eingeführt worden.
Der Versuch soll in der zweiten Jahreshälfte starten. Weitere Ausrüstung der Sicherheitskräfte sei nicht geplant. „Wir wollen keine schwarzen Sheriffs“, sagte Husmann. Auch die Deutsche Bahn präsentierte gestern erschreckende Erkenntnisse: Im vergangenen Jahr zeigten Zugbegleiter und Sicherheitsleute 1200 Übergriffe bei der Polizei an, weitere 600 wurden intern gemeldet. Im Jahr 2014 hatte das Unternehmen noch ein Fünftel weniger Angriffe durch aggressive Kunden registriert. Sicherheitschef Hans-Hilmar Rischke sagte, „die Verrohung der Gesellschaft, der Mangel an Respekt vor Uniformträgern“ nehme dramatisch zu, Kontrolleure würden angespuckt, aus dem zug gestoßen oder bekämen heißen Kaffee ins Gesicht. Insgesamt sei aber sowohl bundesweit als auch in NRW die Zahl der Straftaten um vier Prozent gesunken. Besonders stark seien die Rückgänge bei Körperverletzungen, Vandalismus und Metalldiebstählen.