NRW steuert auf Verkehrsinfarkt zu
Staus nehmen laut ADAC noch weiter zu. Betroffen sind vor allem die Autobahnen in den Ballungsräumen.
Düsseldorf. Es muss nicht gleich kompletter Stillstand sein. Im knapp 13 000 Kilometer langen Netz der deutschen Autobahnen gibt es viele neuralgische Stellen, die vor allem Pendler nur zu gut kennen. Besonders im Berufsverkehr rollen Wagen auf sämtlichen Spuren dicht an dicht hintereinander. Stau- und Unfallgefahr: akut erhöht. Künftig drohen noch mehr Engpässe, wie der Autofahrerclub ADAC nun untersuchen ließ. Doch zum Gegensteuern fehlt schon jetzt das Geld.
„Auf den Autobahnen droht der Kollaps“, warnt der ADAC, der als mächtige Lobby mit rund 18 Millionen Mitgliedern um mehr Mittel für die Straße kämpft. Die überlasteten Autobahn-Abschnitte, die nur noch mangelhafte oder noch schlechtere Verkehrsqualität haben, dürften bis 2025 auf 2000 Kilometer anwachsen. Ausgangslage waren 1600 im Vergleichsjahr 2010. Dabei legten die Experten zugrunde, dass in den nächsten Jahren mehrere Bauprojekte realisiert werden und Navis im Auto die Kapazität der Fahrbahnen erhöhen.
Nordrhein-Westfalen hat laut ADAC die meisten überlasteten Autobahnabschnitte in Deutschland — und daran wird sich vorerst auch nichts ändern. Jeder dritte Engpass wurde 2010 in NRW registriert. Damit liegt das Land mit Abstand vor Baden-Württemberg (19 Prozent), Bayern (17 Prozent) und Hessen (15 Prozent). Erhebliche Staugefahr besteht vor allem auf der A 3 zwischen Köln und Düsseldorf und ebenso auf den Autobahnen am dicht besiedelten Niederrhein.
Ein besonderes Augenmerk im Transitland Deutschland gilt den Autobahnen 1 bis 9, die zentrale Fernverkehrsadern sind — gerade für schwere Lkw, die den Verkehrsfluss hemmen. Allein auf diese Autobahnen dürften rund 1300 der 2000 Problemkilometer entfallen, die für 2025 erwartet werden.
„Der Bund muss deutlich mehr Finanzmittel zur Verfügung stellen“, fordert ADAC-Vizepräsident Ulrich Klaus Becker. Wichtige Strecken sollten dringend auf drei oder vier Spuren ausgebaut werden.
In der Bundesregierung ringt Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) schon um mehr Geld, nachdem er mit Gedanken an eine Pkw-Maut bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) regelmäßig abblitzt. Eine Milliarde extra hat er schon herausgehandelt, bei den Etat-Beratungen für 2013 soll es noch eine Milliarde sein. Dabei ist die jährliche Lücke gemessen an den Plänen bei der Straße sogar 2,5 Milliarden Euro groß.