NRW will die Zahl der Sitzenbleiber halbieren
Jeder Wiederholer kostet rund 2500 Euro. Derzeit gibt es rund 60 000 Schüler, die die Klasse wiederholen müssen.
Düsseldorf. Die nordrhein-westfälische Landesregierung will die Zahl der Sitzenbleiber in den kommenden fünf Jahren halbieren. Das kündigte gestern Schulministerin Barbara Sommer (CDU) an. Derzeit gibt es rund 60 000 Schüler, die die Klasse wiederholen müssen, 15 000 von ihnen müssen gar die Schule verlassen und auf eine niedrigere Schulform wechseln.
"Versetzung ist der Regelfall", betonte Sommer. Die Schulen sollten mit Förderkonzepten schwachen Schülern helfen, die Lernziele zu erreichen. Das Sitzenbleiben werde oft von Schülern und Eltern als Makel des Versagens empfunden und könne zur dauerhaften Belastung werden. "Und es kostet auch Geld: Jeder Sitzenbleiber schlägt mit 2500 Euro zu Buche", so Sommer. Denn die 60 000 Wiederholer binden nach Berechnungen des Ministeriums jährlich 3000 Lehrerstellen.
Die Botschaft klingt schön, sie ist aber wohlfeil: Sitzenbleiben ist eine Verschwendung an menschlichen und finanziellen Ressourcen und muss daher abgestellt werden, sagt NRW-Ministerin Sommer. Diese Erkenntnis ist nicht neu, bestenfalls kann erstaunen, dass sie jetzt auch von einer CDU-Politikerin vertreten wird. Bisher wurde dort das Prinzip der Leistung mit allen Chancen und Risiken hochgehalten. Die Wende ist bei Sommer gleichwohl nur eine scheinbare und erschöpft sich in reinen Appellen: Sie nimmt die Schulen und damit die Kommunen in die Pflicht, bietet aber kaum konkrete Hilfestellung. Das Land hat weder Geld noch ein geschlossenes Konzept parat: So bleibt es bei einer bloßen Ankündigungspolitik. Das ist eindeutig zu wenig.