Politik NRW will Impfmüdigkeit bekämpfen
Der Landtag stellt sich hinter die geplante Aufklärungskampagne. Das von der FDP ins Spiel gebrachte Wort „Impfschmarotzer“ hält die Opposition für nicht zielführend.
Düsseldorf. Mit einer landesweiten Kampagne will die schwarz-gelbe NRW-Regierung gegen die Impfmüdigkeit vorgehen. Und stößt mit diesem Plan auf eine im Landtag sonst nur selten anzutreffende Zustimmung. Alle Parteien befürworteten am Mittwoch ohne Gegenstimme oder Enthaltung den Plan von Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Er will stärker über den Nutzen von Impfungen aufklären, Wissenslücken schließen und Misstrauen gegenüber Impfungen reduzieren.
Anders als in vielen anderen europäischen Ländern kommt es in Deutschland immer wieder zu sich ausbreitenden Fällen von Masern und/oder Röteln. So wurden 2017 laut Robert-Koch-Institut allein in NRW 520 Erkrankungen registriert, viele davon in Duisburg und Essen. Masern, so warnt das Gesundheitsministerium, seien eine hochansteckende Virus-Erkrankung, die zu schweren Komplikationen und sogar zum Tode führen könne. Voraussetzung für die Unterbrechung der Übertragungswege sei eine Durchimpfungsquote von über 95 Prozent.
NRW liege mit 94,1 Prozent zwar nah an diesem Wert, sagte Laumann, das Problem jedoch sei: Während die Quote in manchen Städten bei 97 Prozent liege, betrage sie in anderen Regionen nur 88 Prozent. Sogar von Stadtteil zu Stadtteil sei das oft völlig unterschiedlich. Wichtig sei deshalb, die Impfkampagne „zielgenau zu lokalisieren“. Dafür soll in den kommenden Wochen ein genauer Plan entwickelt werden. Vor allem da, wo die Impfquoten niedrig seien, werde man auf Arztpraxen, Kindergärten und Bevölkerung zugehen.
Bei aller Einigkeit in Sachen Aufklärung gab es in der Landtagsdebatte aber auch schrille Töne. Diese entzündeten sich an dem von Susanne Schneider (FDP) benutzten Begriff der „Impfschmarotzer“. Auch diese Personen müssten akzeptieren, dass Vorteile der Impfung mögliche seltene Nebenwirkungen deutlich überwiegen, sagte sie. Impfschmarotzer, so führte Schneider aus, seien diejenigen, die aus ideologischen Gründen Impfungen ablehnen und darauf setzen, dass ihren Kindern schon nichts passieren wird, wenn alle anderen geimpft sind. „Die persönliche Freiheit endet dort, wo die Gesundheit anderer gefährdet wird“, sagte Schneider, ohne aber ausdrücklich von einem Impfzwang zu sprechen.
Genau so verstand das aber Mehrdad Mostofizadeh von den Grünen. Man müsse die Menschen mit sachlichen Argumenten überzeugen, „nicht aber sie in Ketten vor den Richter zerren und sie zwangsimpfen“. Mit Beschimpfungen bringe man die Menschen nicht zu einer auch aus seiner Sicht richtigen Entscheidung für eine Impfung. Auch wenn Grüne und SPD es lieber gehabt hätten, durch eine Beteiligung im Gesundheitsausschuss an den Entscheidungen für Maßnahmen zur Bekämpfung der Impfmüdigkeit beteiligt zu werden, gaben auch sie am Ende grünes Licht für die geplante Aufklärungskampagne der Regierung.