PFT-Skandal: NRW-Minister Uhlenberg schlägt zurück
Der CDU-Politiker beruft sich auf ein ausdrückliches Lob der Naturschützer. Die Opposition attackiert dennoch.
Düsseldorf. Zur Überprüfung der Gewässer-Verschmutzung durch die gefährliche Chemikalie PFT (Perfluorierte Tenside) wird der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) eine unabhängige Expertenkommission einberufen. Das kündigte er gestern in einer Landtagsdebatte an. Er reagierte damit auf massive Kritik der Opposition, die dem Minister die Verschleierung eines Umweltskandals vorgeworfen hatte.
Was ist bisher geschehen? Seit etwa zwei Jahren gibt es zunächst im Bereich der Möhne, dann auch in der Ruhr erhöhte PFT-Werte. Die Chemikalie steht im Verdacht, stark krebserregend zu sein. Sie ist wohl über verschmutzten Dünger ins Wasser gelangt, der Prozess gegen die Lieferfirma läuft.
Uhlenberg reagierte zwar nicht schnell, aber nach einigen Anfangsturbulenzen recht gründlich. "Heute unterschreiten wir überall nicht nur den von der Bundesregierung empfohlenen Grenzwert von 300 Nanogramm pro Liter, sondern liegen sogar schon unter 100 Nanogramm", sagte er gestern.
Allerdings hatte das Umweltministerium eine nicht korrekte Tabelle veröffentlicht, dafür einen Rüffel von einem Berliner Landesgericht kassiert. "Ja, das war ein Fehler. Aber das hat die Substanz an keiner Stelle beeinträchtigt", sagte Uhlenberg.
Zur PFT-Affäre kam jüngst noch die Einleitung der ebenfalls gefährlichen Chemikalie Tosu in ein Gewässer bei Arnsberg sowie ein Rheinalarm wegen eines Schiffers, der in der Höhe Duisburg rund sechs Tonnen Dichlorbenzol verklappt hat.
Genüsslich verwies Uhlenberg, übrigens ein gelernter Landwirt von der Soester Börde, darauf, dass er in all den Fällen schneller und gründlicher reagiert habe als seine Vorgängerin im Amt. Das war niemand anders als Bärbel Höhn, Frontfrau der Grünen. Sein stärkstes Argument: eine Pressemitteilung der Umweltschutzorganisation BUND, in der Uhlenbergs Umgang mit dem PFT-Skandal gelobt wurde.
SPD und Grüne hielten gleichwohl an ihrer Kritik fest. Uhlenberg habe zu spät gehandelt und den PFT-Skandal noch immer nicht im Griff. Zudem bewies Uhlenberg mit der Berufung des Aachener Professors Max Dohmann zum Chef der Expertenkommission kein geschicktes Händchen: Dohmann hat zwar einen guten Ruf als Wissenschaftler, ist aber bei der Aufdeckung des NRW-Müll-Skandals als enger Freund des Müll-Königs Hellmut Trienekens bekannt geworden. Ihm diente er auch als "Haus- und Hofgutachter."