Treibhaus Deutschland: Dürren und Hochwasser
Analyse: Es wird im Durchschnitt um bis zu vier Grad wärmer. Mehr Hitzetage über 30 Grad im Rheinland.
Düsseldorf. Das Jahr 2007 war das zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland. Und der Deutsche Wetterdienst (DWD) lässt keinen Zweifel daran, dass solche Extreme schon gegen Ende dieses Jahrhunderts Normalität sein werden. "Wir alle hatten die Gelegenheit, unsere Klimazukunft schon mal live zu erleben", sagte DWD-Präsident Wolfgang Kusch gestern. "Jetzt kommt es darauf an, die Folgen des Klimawandels in den Griff zu bekommen."
Seit sich die Wissenschaft einig ist, dass sich der Klimawandel nicht mehr stoppen, sondern mit CO2-Verringerung nur bremsen lässt, werden Anpassungsstrategien immer wichtiger. Dabei geht es um eine Verbesserung der Katastrophenhilfe, der Wasserversorgung und nicht zuletzt die Überprüfung des Hochwasser-Schutzes an Küsten und Flüssen.
Mit einer Kombination von Klimamodellen ist es dem Wetterdienst gelungen, Zukunftsszenarien für einzelne Regionen zu entwickeln. Danach wird das Rheinland besonders betroffen sein. Binnen der kommenden 40Jahre droht hier ein Temperaturanstieg um 0,5 bis zwei Grad im Durchschnitt, bis 2100 um bis zu vier Grad. Schon 2050 werden drei bis 15 zusätzliche Hitzetage über 30 Grad gezählt. Bis Ende des Jahrhunderts wären es bis zu 30 mehr - mehr als doppelt so viele wie heute.
Außer in den sehr trockenen Sommermonaten ist ganzjährig mit mehr Niederschlag zu rechnen. Schon jetzt misst der DWD in den Monaten Februar und März sowie Dezember bis zu 30 Prozent mehr Regen. Neben der Hochwassergefahr steigt von Herbst bis Frühjahr auch das Risiko schwerer Stürme wie "Kyrill". Insgesamt werden die Pegelstände des Rheins durch den Rückzug der Gletscher in den Alpen jedoch sinken. Im Sommer kann das zu Engpässen bei der Wasserversorgung führen.
Auch den Nordosten Deutschlands trifft der Klimawandel hart. Dort nimmt die Trockenheit in den Sommermonaten so stark zu, dass regelmäßig Dürren wie im Rekordsommer 2003 drohen würden, wenn sich die Landwirtschaft nicht umstellt.
Seit 1901 ist die Jahresmitteltemperatur in Deutschland nach DWD-Angaben bereits um 0,9 Grad gestiegen - 0,2 Grad mehr als im weltweiten Durchschnitt. Für seine Prognosen hat der Wetterdienst noch mit einem moderaten Modell gerechnet.