Polit-Schlacht um Köln
Der SPD-Kandidat liegt vorn. Doch die Partei kann davon kaum profitieren.
Düsseldorf. Sie ist die größte Stadt im Lande, gilt als weltoffen und lockt Kulturschaffende aus aller Welt, und sie ist so etwas wie die große Hoffnung der Sozialdemokratie: In Köln wird wie in den allermeisten der 396 Städte und Gemeinden landesweit gewählt. Doch eklatanter Unterschied zu vielen anderen Orten: In Köln liegt der SPD-Bewerber in den Umfragen haushoch vorne.
Damit ist die Domstadt so etwas wie ein weißer Rabe. Denn während der Bundestrend seit Wochen die SPD bei Mitte 20 Prozent verortet, kommt der örtliche Spitzenkandidat Jürgen Roters bei einer Umfrage des "Kölner Stadtanzeigers" auf 58,6 Prozent Zustimmung und liegt damit meilenweit vor seinem CDU-Konkurrenten Peter Kurth (30,3 Prozent).
Dabei gilt Roters, einst Polizei- und Regierungspräsident, als eher farblos. Kurth aber ist nach dem Verzicht des glücklosen Amtsinhabers Fritz Schramma ein Notimport der CDU aus Berlin und hat kaum eine Chance - auch weil die FDP mit einem eigenen Kandidaten das bürgerliche Lager spaltet.
Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) hat als gebürtiger Kölner in der vergangenen Woche zwei Stunden Wahlkampf mit Kurth gemacht, auch SPD-Landeschefin Hannelore Kraft engagiert sich in besonderer Weise in der Domstadt. Doch gerade bei ihr dürfte ein zweiter Aspekt der neuesten Umfrage auf wenig Gegenliebe stoßen: Denn die SPD hinkt in Köln weit hinter ihrem Spitzenkandidaten her und käme bei der Wahl zum Stadtrat nur auf rund 24 Prozent - klar hinter der CDU, nur knapp vor den Grünen.
Wie in Köln geben auch in den anderen bei der Wahl besonders umkämpften Kommunen die Spitzenkandidaten den Takt vor und lösen sich oft genug von den engen Bindungen zu ihren Parteien. Wie etwa in Mönchengladbach. Dort hat Amtsinhaber Norbert Bude (SPD) gute Chancen, seinen Stuhl gegen Norbert Post (CDU) zu verteidigen - wegen des Amtsbonus’.
Er wiegt womöglich stärker als die eigentlich konservative Grundstruktur Mönchengladbachs. Zumal auch hier die FDP mit einem eigenen Kandidaten der CDU unliebsame Konkurrenz macht.
Das gilt auch für Münster, wo sich SPD und Grüne hinter dem Kandidaten Wolfgang Heuer versammelt haben und sich gute Chancen gegen CDU-Newcomer Markus Lewe ausrechnen.
Es gibt also durchaus eine ganze Reihe von Chancen für die SPD bei der Kommunalwahl. Dazu zählt das offene Rennen in Essen oder aber ein möglicher neuer Erfolg in Gelsenkirchen.
Doch die Direktwahl - zudem erstmals noch ohne Stichwahl - ist das eine, die klassische Kommunalwahl mit ihrer Entscheidung über die Zusammensetzung von Stadträten, Kreistagen und Bezirksvertretungen ist etwas ganz anderes.
Und da sieht die Welt für die SPD eher schlecht aus. Am Niederrhein, im Münsterland oder im Sauerland - fast überall ist die CDU die traditionell stärkste Kommunal-Partei, lag vor fünf Jahren mit etwas mehr als 43 Prozent rund zwölf Punkte vor der SPD. Köln ist halt nicht überall.