NRW: Wahlkampf um die Schule
SPD und GEW sehen Lehrerlücke. Die Ministerin wehrt sich.
Düsseldorf. Zweieinhalb Wochen vor der Kommunalwahl in NRW zeichnet sich immer mehr das Thema Bildung als zentrales Feld der politischen Auseinandersetzung zwischen CDU und SPD ab. Die stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende im Landtag und frühere Schulministerin Ute Schäfer warf der Landesregierung vor, für einen riesigen Lehrermangel und einen daraus resultierenden Unterrichtsausfall von fünf Millionen Stunden verantwortlich zu sein. Unterstützung erhielt sie dabei von der Lehrergewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW).
Schäfer stützt sich bei ihren Vorwürfen auf flächendeckende SPD-Anfragen, die die angesetzte Stellenzahl in den Schulen mit dem tatsächlichen Personal abglich. Auskunft musste das Schulministerium unter Barbara Sommer (CDU) geben. "Die Zahlen belegen, dass landesweit rund 2200 Lehrkräfte fehlen", sagte Schäfer. Damit spare das Land deutlich mehr als 100 Millionen Euro an Personalkosten. "Viel schlimmer aber: Die CDU bricht damit ihr zentrales Wahlversprechen einer Unterrichtsgarantie", so Schäfer. Denn nach Hochrechnungen der SPD fallen landesweit jährlich fünf Millionen Unterrichtsstunden aus.
"Außerdem sitzt 15 Prozent der 2,8 Millionen Schüler in NRW in Klassen mit mehr als 30 Kindern. Auch hier hat die CDU das Gegenteil versprochen", sagte Schäfer.
Auch GEW-Landeschef Andreas Meyer-Lauber sprach gestern von 2000 fehlenden Lehrerstellen. Um den Mangel zu beheben, forderte er verstärkte Investitionen in die Lehrerausbildung: "180 Studierende auf einen Professor - dieses Größenverhältnis ist unhaltbar."
Zudem tritt die GEW für eine höhere Verbeamtungsgrenze ein, um den Beruf attraktiv zu machen. Derzeit liegt sie in NRW bei 40 Jahren, in Niedersachsen und Hessen aber bei 50. "Das ist ein klarer Wettbewerbsnachteil", so Meyer-Lauber. Sein Vorschlag: Bundesweit 45 Jahre, besser noch gar keine Obergrenze.
Ministerin Sommer wehrte sich vehement gegen die Vorwürfe ihrer SPD-Amtsvorgängerin. "Die SPD fällt zum wiederholten Male durch eine Lügenkampagne auf." Zu Beginn des Schulhalbjahres seien lediglich 800 Lehrerstellen nicht besetzt. Und auch die Zahl des Unterrichtsausfalls habe sich gegenüber der Zeit der rot-grünen Landesregierung halbiert.