Analyse: Terrorgeständnisse im Düsseldorfer Gericht
DerProzess um die islamistische Sauerlandgruppe geht am Montag in die entscheidende Phase.
Düsseldorf. Vor zwei Monaten brachen die mutmaßlichen Terroristen der Sauerland-Gruppe überraschend ihr Schweigen und legten hinter verschlossenen Türen Geständnisse ab. Am Montag wird der Prozess gegen die Islamisten vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf fortgesetzt - und dabei werden vier Stehordner eine entscheidende Rolle spielen. Auf 1400 Seiten sind darin die Aussagen der vier Angeklagten protokolliert. Nach allem, was bisher bekannt wurde, haben sich die bisherigen Erkenntnisse der Ankläger bestätigt: Die Drahtzieher des brutalen Anschlagsplans saßen in Pakistan - und sie waren schlagkräftig organisiert.
Auszüge der Aussagen wurden erstmals vergangene Woche öffentlich gemacht: vor dem Oberlandesgericht Frankfurt in einem Prozess gegen zwei mutmaßliche Helfer der Sauerlandgruppe. "Bis ins Detail", so legte der Staatsschutzsenat dar, haben die Düsseldorfer Angeklagten um den mutmaßlichen Rädelsführer Fritz Gelowicz geschildert, wie die Ausbildung in den Terrorcamps der Islamischen Dschihad Union (IJU) im pakistanisch-afghanischen Grenzland ablief.
Eine Ausbildung, die offenbar auch auf den Fronteinsatz angelegt war: Dazu zählte die Schulung im Umgang mit leichten Waffen, aber auch mit Maschinengewehren und Panzerfäusten. In kleinen, mobilen Camps nahe der Stadt Mir Ali in Nord-Waziristan lernten die angehenden Dschihadisten allerdings auch, wie man aus Wasserstoffperoxid und Mehl Sprengstoff kocht - exakt jene Methode, mit der Gelowicz und seine Mitangeklagten Adem Yilmaz und Daniel Schneider laut Anklage Autobomben bauen wollten, um unter US-Amerikanern in Deutschland ein Massaker anzurichten.
Die IJU, die sich 2002 nach Abspaltung von der Islamischen Bewegung Usbekistans (IBU) gegründet hatte, soll maximal 200Mann stark sein. Als die Drahtzieher in Waziristan die Sauerlandgruppe kurz vor deren Festnahme im September 2007 zur Tat drängten, scheinen diese noch kein konkretes Ziel im Auge gehabt zu haben - aber geplant war, mit Autobomben vor Diskotheken möglichst viele Amerikaner in den Tod zu reißen.
Mit ihren detaillierten Geständnissen, die nun nach und nach mehrere Wochen lang in den Düsseldorfer Prozess eingeführt werden, haben sich die Angeklagten einen Strafrabatt gesichert. Aber auch die Justiz profitiert: die detaillierten Einblicke in die Strukturen der Terrorgruppe werden auch in künftigen Prozessen nutzbar sein.