NRW Portigon: Landesregierung wusste schon lange von Kunstdiebstahl

Monatelang wird um die Zukunft der millionenschweren WestLB-Kunstsammlung verhandelt. Dass zwei kapitale Werke schon vor über einem Jahr gestohlen wurden, verschwiegen sowohl die WestLB-Nachfolgerin Portigon als auch die NRW-Landesregierung.

Aus der Kunstsammlung der ehemaligen WestLB in Düsseldorf sind Werke berühmter Künstler gestohlen worden.

Foto: Martin Gerten

Düsseldorf. dpa Die nordrhein-westfälische Landesregierung war nach Unternehmensangaben bereits vor den Verhandlungen zur Sicherung der WestLB-Kunstsammlung über den Diebstahl wertvoller Arbeiten informiert. Die WestLB-Nachfolgerin Portigon habe die Landesregierung und Aufsichtsgremien „unverzüglich“ informiert, als das Verschwinden der Werke von Picasso und Gabriele Münter zum Jahreswechsel 2014/15 bemerkt worden sei, sagte ein Sprecher am Montag auf Anfrage.

Im Januar 2015 hatte Portigon Strafanzeige erstattet. Im Februar 2015 kam unter der Leitung der damaligen Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) erstmals ein Runder Tisch zusammen, um zu beraten, wie die zum Verkauf stehende millionenschwere WestLB-Sammlung für das Land gesichert werden kann. Weder bei diesen Gesprächen noch bei den Verhandlungen im Juni 2015 brachten die Beteiligten den Diebstahl an die Öffentlichkeit.

Der Portigon-Sprecher sagte, die Staatsanwaltschaft habe seinerzeit darum gebeten, „auf öffentliche Erklärungen jeglicher Art zu verzichten“. Das Kalkül der Fahnder sei gewesen, so den Tätern auf die Spur kommen zu können. Erst durch einen „Spiegel“-Bericht am vergangenen Wochenende war der Diebstahl publik geworden. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen in dem Fall inzwischen eingestellt, weil es keinen hinreichenden Tatverdacht gebe.

Das gestohlene Münter-Gemälde „Das Haus“ hat nach dpa-Informationen einen Versicherungswert von 600 000 Euro, die elf „Stier“-Lithografien von Picasso sind mit 400 000 Euro versichert. Die Kunstwerke zählen zu den bedeutendsten Objekten der Sammlung aus rund 380 Kunstwerken und drei Streichinstrumenten.

„Der Diebstahl von Teilen der Portigon-Sammlung ist ein herber Verlust für die Kulturlandschaft Nordrhein-Westfalens“, teilte die jetzige Kulturministerin Christina Kampmann (SPD) am Montag mit. „Um so bedauerlicher ist es, dass die Straftat bis heute nicht aufgeklärt werden konnte.“ Ihr Ministerium setze sich seit Monaten intensiv dafür ein, Kunst der Portigon für das Land zu sichern. Sie gehe davon aus, dass die Ankauf-Verhandlungen bis zur Sommerpause erfolgreich abgeschlossen werden könnten.

Die Verhandlungen über die WestLB-Sammlung ziehen sich seit Monaten hin. Geplant ist, dass die wichtigsten Werke mit Hilfe einer landeseigenen Stiftung gekauft werden. Portigon muss die Kunst im Zuge der Abwicklung der zerschlagenen Landesbank veräußern. Der drohende Ausverkauf hatte bei Museen scharfe Proteste ausgelöst.

Der Wert der wichtigsten Teile der Sammlung wird auf rund 30 Millionen Euro geschätzt. Für Portigon ist der Schaden nach einer Darstellung verschmerzbar: Durch den Diebstahl der Picasso- und Münter-Werke werde der Gesellschaft wahrscheinlich kein finanzieller Schaden entstehen, sagte der Sprecher. Die Werke seien versichert.