Qualmen nur noch draußen

Viele Wirte planen Clubs oder Außenterrassen: „Irgendwo müssen die Raucher ja bleiben.“

Münster/Düsseldorf. Über den Sommer freut sich Zeki Alptekin in diesem Jahr doppelt. Nicht nur, dass bei dem schönen Wetter besonders viele Gäste auf seiner Restaurant-Terrasse am Münsteraner Hafen sitzen. Sie werden dort draußen auch wenig davon zu spüren bekommen, dass von heute an im Inneren des "Wolters im Speicher" das gesetzliche Rauchverbot gilt.

Bis die kalte Jahreszeit kommt, hat Alptekin noch einige Monate Schonfrist, in denen er den Rauchern die Plätze auf der Terrasse schon schmackhaft machen wird. Im Winter will er dann Wärmestrahler aufstellen unter dem schmalen Glasdach entlang der Hauswand, an sonnigen Tagen die Markise ausfahren. "Die Leute werden sich daran gewöhnen", sagt er.

Was Alptekin beschäftigt, treibt derzeit landesweit die Kneipen- und Restaurantinhaber um. Mit Beginn der zweiten Jahreshälfte müssen die Gaststätten in NRW rauchfrei sein - und längst nicht überall sieht man dem so gelassen entgegen wie im Münsteraner "Wolters". Rund 500 Meter weiter, hinterm Tresen der Eckkneipe "Uhrwerk", dreht Willi Gernert sich die nächste Zigarette. "Ich finde das Gesetz völligen Blödsinn", sagt er dann. 90 Prozent seiner Stammkunden sind Raucher, schätzt er. "Die sagen, wenn man in der Kneipe nicht mehr rauchen kann, dann müssen wir eben zu Hause bleiben."

Aus dem "Uhrwerk" soll deshalb zum 1. Juli ein "Raucher-Club" werden. Rein dürfen dann nur noch Vereinsmitglieder - dafür auf Wunsch mit Zigarette. Bei den Formalitäten hilft den Wirten der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in NRW mit Sitz in Neuss.

Vielen Wirten bleibe gar nichts anderes übrig, als diesen gesetzlichen Ausnahmetatbestand zu nutzen, sagt Dehoga-Sprecher Thomas Hellwig: "Es bestehen existenzielle Ängste." In Irland habe das Rauchverbot 1000 Kneipen die Existenz gekostet. "Hochgerechnet auf Deutschland wären das 20 000 Betriebe."

Aber die Zukunft könnte auch anders aussehen - wie, kann man schon heute in der Münsteraner Kulturkneipe "Frauenstraße 24" erahnen. In dem ehemals besetzten Haus haben die Inhaber schon Anfang des Jahres ein separates Hinterzimmer als Raucherbereich abgetrennt. Ohne Probleme.

"Bei mir hat sich bisher keiner beschwert", sagt die Kellnerin, Shaghayegh Meshkinghalam. Im Gegenteil: Seit der Hauptraum der Kneipe rauchfrei ist, seien neue Gäste dazugekommen - Eltern mit Kindern zum Beispiel. Ein Problem freilich bleibt, sagt Helga Krümpelmann, die in der Düsseldorfer "Brauerei im Füchschen" von Juli an den Wintergarten den Rauchern überlassen will: "Kellner zu finden, die bereit sind, da rein zu gehen."

Die Chance, es allen recht zu machen, haben ohnehin die Wenigsten. Von den rund 250 Kneipen in der Düsseldorfer Altstadt etwa werden maximal 100 einen separaten Raucherraum einrichten, glaubt Rainer Spenke von der Dehoga Nordrhein. Vielen Wirten lassen die Räumlichkeiten keine andere Wahl, als die ganze Gaststätte zur rauchfreien Zone zu erklären.

Franz Feldhaus vom Traditionsgasthaus "Stuhlmacher" am Münsteraner Prinzipalmarkt will immerhin eine überdachte Seitengasse mit Klapptischen zum Raucher-Refugium umfunktionieren. "Irgendwo wird’s immer Raucher geben, und irgendwo müssen sie bleiben", sagt er. Umsatzeinbußen befürchtet er nicht. "Ich denke, in einem Jahr hat sich das eingespielt."

Auch als starker Raucher kann Zeki Alptekin dem nur beipflichten. In der "rauchfreien" Wohnung der Schwester geht er mit der Zigarette ja auch auf den Balkon. "Das ist irgendwie Kopfsache." Und jetzt ist sowieso erst mal Sommer.