Rüttgers-Sprecher in der Kritik
SPD verlangt Auskunft über umstrittenen Brief an den „Focus“.
Düsseldorf. Ein Brief des Regierungssprechers der schwarz-gelben NRW-Landesregierung, Hans-Dieter Wichter, sorgt für Wirbel in der Landespolitik.
Die SPD-Landtagsfraktion verlangt Aufklärung darüber, warum Wichter an den Chefredakteur und Herausgeber des Nachrichtenmagazins "Focus", Helmut Markwort, geschrieben hat.
Wichter habe in seinem Schreiben Markwort einen kritischen Bericht des Düsseldorfer Landeskorrespondenten zum Umbau der WAZ-Zeitungsgruppe in Essen aufgegriffen und in diesem Zusammenhang von "Irritationen" geschrieben, so die SPD.
Der Landtagsabgeordnete Wolfram Kuschke, zu rot-grünen Zeiten Chef der Staatskanzlei, fordert nun Aufklärung darüber, warum der Regierungssprecher mit dem Brief seinen Zuständigkeitsbereich verlassen habe.
"Hält die Landesregierung es für vertretbar, dass durch eine solche Korrespondenz der Eindruck entsteht, dass sie sich aktiv um die Korrektur von Berichterstattung unterschiedlicher Medien bemüht", fragt Kuschke.
In seinem Schreiben vom 19. Juni an Markwort - es liegt unserer Zeitung vor - bezieht sich Wichter auf den "Focus"-Artikel "Die Kneipe an der Wand" vom 15. Juni. Dort wird beschrieben, wie der Essener "WAZ"-Konzern seine vier Verlagstitel umwandelt und ein zentrales Redaktionsmodell entwickelt. Die Zwischenbilanz des "Focus" fällt dabei durchaus gemischt aus.
Das greift Wichter in seinem Schreiben auf. "Wie ich erfahre, hat dieser Beitrag im Verlag der WAZ-Gruppe zu erheblichen Irritationen geführt", schreibt er an Markwort. Und er fordert Markwort auf, die "Irritationen auszuräumen". In dem Zusammenhang nimmt er Bezug auf Anzeigen, die das Land im "Focus" geschaltet hat.
Auch die Grünen sind neugierig und haben Wichters Vorgesetzten, Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU), im Blick. "In wessen Auftrag, in welcher Funktion und mit welchem Ziel lässt Ministerpräsident Jürgen Rüttgers Briefe an Chefredakteure schreiben?", will Fraktionschefin Sylvia Löhrmann wissen. Rüttgers hatte zuletzt WAZ-Geschäftsführer Bodo Hombach in seine NRW-Zukunftskommission berufen.