Pflegedienste Ruf nach mehr Sterbebegleitern

Weil alte Menschen vielfach schon nach kurzem Aufenthalt im Pflegeheim sterben, wachsen die Anforderungen an das Personal.

Die Zahl der Menschen, die in Pflegeheimen sterben, steigt immer weiter an. Und damit auch die speziellen Anforderungen an die Mitarbeiter. (Symbolbild)

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal/Düsseldorf. „Wenn der Arzt dem todgeweihten Patienten mitteilt, er könne nichts mehr für ihn tun, dann gibt es noch ganz viel zu tun.“ Das sagt Katharina Ruth. Für die Leiterin eines Hospizdienstes in Wuppertal ist es Alltag, Sterbende zu begleiten und auch deren Angehörigen Unterstützung in den schweren Stunden zu leisten. Sie macht sich stark für das Ansinnen, mit dem sich die Wohlfahrtsverbände NRW kurz vor dem morgigen Internationalen Tag der Pflege an die Öffentlichkeit gewandt haben.

Andreas Johnsen ist Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege NRW, für die landesweit in Pflegediensten, Tagespflegeinrichtungen und Alten- und Pflegeheimen 124 000 Pflegekräfte im Einsatz sind. Er fordert: „Um auch in Zukunft gute und qualitativ hochwertige Arbeit leisten zu können, sind wir auf die Anerkennung des höheren Aufwands für palliative Pflege zwingend angewiesen.“ Gerade in der letzten Lebensphase sei ein hoher zeitlicher und damit personeller Aufwand für eine würdevolle Begleitung des Sterbenden erforderlich. Doch die Personalschlüssel seien trotz der gestiegenen Anforderungen über Jahre unverändert geblieben.

Aber warum ist das so? Gestorben wurde doch schon immer, wieso steigt hier der Aufwand, ließe sich fragen. Johnsen erklärt das so: Die Zahl der Menschen, die in Pflegeheimen sterben, steigt immer weiter an. Und damit auch die speziellen Anforderungen an die Mitarbeiter. Knapp ein Fünftel der Bewohner überlebe die ersten vier Wochen nach dem Einzug in ein Pflegeheim nicht.

Das liege auch daran, dass die Menschen möglichst lange zu Hause bleiben, auch weil sie oder die Angehörigen die Kosten eines Heimes, die gegebenenfalls das Sozialamt von ihnen erstattet verlangt, nicht leisten wollen.

Dass die Anforderungen an die Pflegedienste steigen, wenn Altenheime zu Sterbehäusern werden, erklärt Katharina Ruth so. „Früher haben die Pfleger die Menschen jahrelang versorgt, sie kannten sie gut, man wusste voneinander.“ Wenn Menschen manchmal erst wenige Tage vor ihrem Tod kommen, gebe es Unsicherheit darüber, was diese bislang Unbekannten am Lebensende noch wollen, wenn es keine Patientenverfügung gibt. Das führe zu extremer Verdichtung der Anforderungen an das Personal. Für ein Haus mit etwa 100 zu Pflegenden bedürfe es mindestens einer bis eineinhalb zusätzlicher Stellen, um diesen gewachsenen Anforderungen auch im Umgang mit den Angehörigen zu begegnen.

Barbara Steffens (Grüne) unterstützt solche Vorstöße. Die NRW-Gesundheitsministerin sagt: „Für eine würdevolle Pflege braucht das Pflegepersonal mehr Zeit.“ Deshalb müsse der Bund für verbindliche Personalschlüssel in der professionellen Pflege sorgen. Das dafür erforderliche Personal müsse über die Pflegeversicherung bezahlt werden, damit die Kosten nicht länger hauptsächlich den Pflegebedürftigen und Angehörigen aufgebürdet würden.