Schadstoffe in Kitas und Schulen

Tüv bemängelt Investitionsstau und Baufehler in NRW.

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Düsseldorf/Köln. Der Tüv Rheinland schlägt Alarm: Deutschlands Schulen und Kindergärten müssen dringen erneuert werden. Ein Hauptproblem sei die Belastung der Schulen und Kitas mit Schadstoffen, die selbst in neuen und sanierten Bauten immer wieder nachgewiesen werden.

Den Investitionsstau schätzt das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) bundesweit auf rund sechs Milliarden Euro. Für Nordrhein-Westfalen gibt es zwar keine Zahlen, aber „alleine schon wegen der Größe des Bundeslandes wird auf jeden Fall eine sehr hohe Summe zusammenkommen“, sagt Stefan Schneider, Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Difu. Zudem sei NRW beim Sanierungsbedarf bundesweit „nicht gerade unterdurchschnittlich“.

Mit dem Thema Schadstoffbelastung befasst sich auch der Biologe und Fachtoxikologe Hans-Ulrich Hill, dessen neues Buch „Schadstoffe an Schulen und öffentlichen Gebäuden“ kürzlich von der „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ veröffentlicht wurde. Hill gibt einen Überblick, um welche Gefahrenstoffe es sich handelt, nämlich um Flammschutzmittel, Pestizide, Asbest, Lösungsmittel sowie PCB und welche gesundheitliche Risiken — insbesondere für Kinder und Jugendliche bestehen: „PCB ist krebserregend, kann das Hormon und Immunsystem schädigen und Schilddrüse, Leber und Nieren angreifen.“

Das „Kartell“ von Behörden, Industrie und firmenabhängigen Gutachtern verharmlose meist die Gefahren und verhindere Wirksame Sanierungen. Sein Fazit: „Wir benötigen industrie-unabhängige Toxikologen und Gutachter zur umfassenden Untersuchung aller Schäden. Zudem müssen Firmen, die wissentlich Gefahrstoffe verkauft haben, nach dem Verursacherprinzip haften. Auch müssen strafrechtliche Konsequenzen gezogen werden.“

So weit geht der Tüv Rheinland nicht. Er will für schadstoffarmes Bauen und Sanieren werben. In dem Modellprojekt „Gesunder Lebensraum Schule“ sind auf dem Kölner Firmengelände des Tüv Rheinland exemplarisch zwei proportional verkleinerte Klassenräume aufgebaut, deren Raumluft regelmäßig gemessen wird.

Dabei ist ein Klassenraum mit emissionsgeprüften Bauprodukten ausgestattet, der andere mit ungeprüften. „Es geht um alle verwendeten Materialien, vom Estrich über Böden- oder Wandbeläge bis zum Mörtel und Inventar“, erklärt Frank Ehlert, Pressesprecher des Tüv Rheinland in Köln. Besonders wichtig ist ihm die Feststellung, dass schadstoffarmes Bauen nicht besonders teurer sei, als die Verwendung von ungeprüften Bauprodukten. Der Nutzen sei natürlich umso größer. Am Montag wird das Projekt in Köln vorgestellt.