TV-Duell: Hannelore Kraft gegen Norbert Röttgen
Lebhafter Schlagabtausch: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und CDU-Kandidat Norbert Röttgen.
Köln. In der Kampfsportschule nebenan wirbt das Schild mit „richtigem Karate“, in der Vulkanhalle, einem restaurierten Industriebau im Kölner Stadtteil Ehrenfeld, findet der politische Schlagabtausch um die Macht in Nordrhein-Westfalen statt. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und ihr Herausforderer Norbert Röttgen (CDU) schenken sich zwar nichts — es geht aber friedlich zu.
Kraft ist als Erste vor Ort. Um 19.18 Uhr rollt ihre schwere Dienstlimousine auf den Hof, sie präsentiert sich in einem fuchsiafarbenen Kleid mit einer dunkelblauen Jacke. Röttgen lässt auf sich warten, kommt erst 20 Minuten vor der Sendung. Seine Umgebung ist ein wenig nervös, der Generalsekretär der NRW-CDU, Oliver Wittke, nimmt die schwarzen Vorhänge vor dem Gebäudeteil ab, in dem Röttgen sich kurz vorbereiten soll.
„Sah ja aus wie bei einer Beerdigung“, sagt ein Beobachter. Schließlich kommt Röttgen, begleitet von seiner Frau Ebba. Noch ein Foto mit der Presse, noch ein bisschen demonstrativ gelassene Plauderei mit Journalisten, dann geht es pünktlich los.
Die erste Frage stellt Jörg Schönenborn, der mit seiner Co-WDR-Chefredakteurin Gabi Ludwig das Duell moderiert. Es geht ums Betreuungsgeld, der Auftakt zum Themenblock Bildung und Erziehung. Röttgen versucht es gleich mit einer Attacke, wirft Kraft staatliche Bevormundung vor, weil sie für die Kita-Pflicht abstreitet.
Das ist schon ein Muster der Stunde: Röttgen gibt den mutigen Angreifer, Kraft die souveräne Landesmutter. Röttgen wird von Schönenborn bei den Zahlen für die Kita-Plätzen korrigiert, Kraft nutzt das aus — Punkt für die Ministerpräsidentin.
Oft werden aber keine Argumente, sondern Zahlen ausgetauscht — für Spezialisten interessant, für den Normal-Zuschauer eher verwirrend. So langsam nähert sich das Duell dem Zentrum der politischen Auseinandersetzung: der Haushalts- und Finanzpolitik.
Kraft erklärt, warum sie es für notwendig hält, auch in Zeiten knapper Kassen mehr Geld und notfalls auch mit Schulden in Bildung und Betreuung zu investieren. Röttgen hält dagegen: fünf Milliarden Euro Mehreinnahmen, vier Milliarden Schulden. Hier punktet der Herausforderer.
Auffällig ist die manchmal recht aggressive Fragetechnik speziell Schönenborns: „Wo tut es weh, wenn man Sie wählt?“ Das ist ein gutes Stilmittel, um ein wenig Feuer in die Diskussion zu bringen. Die Frage nach der Großen Koalition passt nicht zum Abend: Kraft antwortet ausweichend — wie Röttgen bei der Frage nach dem Oppositionsführer.
Die Schlussworte: Röttgen ist als Erster an der Reihe, verspricht eine politische Neuausrichtung mit einem Sparkurs. Kraft nennt die Wahl am 13. Mai eine Richtungsentscheidung: „Bei uns steht der Mensch im Mittelpunkt.“