Verkehrszentrale NRW: Damit der Verkehr besser rollt

Wenn die Straßen voll sind, haben die Operatoren der Verkehrszentrale in Leverkusen viel zu tun. Wenn nötig, greifen sie ein.

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Leverkusen. Noch leuchten die Linien, die die Karte von Nordrhein-Westfalen durchziehen, grün: Der Verkehr rollt. Alle paar Sekunden schwenken die Kameras, die an verschiedenen Stellen auf den Autobahnen angebracht sind. An seinem Arbeitsplatz in der Verkehrszentrale NRW in Leverkusen sucht Heinz-Willi Radermacher-Blom die Straßen ab. Stockt der Verkehr irgendwo? Gibt es an irgendeiner Stelle eine Störung?

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Zwölf Bildschirme hat der Verkehrsoperator vor sich. Auf allen ist etwas anderes zu sehen. Da ist eine Übersichtskarte, in der die Baustellen eingezeichnet sind. Auf einem anderen Schirm sind die Videoaufnahmen der Straßen zu sehen. Auf wieder einem anderen die Verkehrsmeldungen, die die Zentrale an die Radiosender weitergibt.

Außerdem ist da noch eine schematische Darstellung der Straßen, eingeteilt in kurze Streckenabschnitte in verschiedenen Farben. Diese zeigen, wie stark der Verkehrsfluss an den jeweiligen Stellen ist. „Das geht von Hellgrün für ,Freie Fahrt’ bis Rot für Stau“, sagt Radermacher-Blom. Stau, das bedeutet bei den Operatoren, dass der Verkehr nur noch mit einer Geschwindigkeit unter 30 Stundenkilometern vorangeht. Auf den Streckenabschnitten, die Radermacher-Blom beobachtet, ist das gestern Vormittag noch nirgends der Fall.

Ein günstiger Zeitpunkt, um dem neuen NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) zu zeigen, wie in der Verkehrszentrale des Landes gearbeitet wird. Ferienbeginn — das klingt nach verstopften Straßen und verärgerten Autofahrern. Das Bild, das die Steuerzentrale aber an diesem Vormittag abgibt, sieht anders aus. Alles grün, alles rollt, alles tiptop.

Die Operatoren wissen aber, dass das für diese Zeit nicht ungewöhnlich ist. „Zu Ferienbeginn verteilt es sich eigentlich ganz gut“, sagt Radermacher-Blom und bestätigt, was sein Vorgesetzter Hanno Bäumer, der Leiter der Verkehrszentrale, schon vorher erklärt hat. Brückentage und Berufsverkehr — das seien die größeren Stressfaktoren.

Dennoch sind die Mitarbeiter nicht weniger konzentriert bei der Sache. Für den Nachmittag sind Schauer gemeldet — die können die Lage schnell verändern. Denn schlechtes Wetter bedeutet oft mehr Auffahrunfälle. Und tatsächlich: Am Nachmittag sieht es auf den Straßen anders aus. Das Wetter und der Start in die Ferien sorgen für knapp 250 Kilometer Stau.

Wenn sich ein Stau anbahnt, greifen Radermacher-Blom und seine Kollegen ein. Leuchtet irgendwo in NRW auf einer der Anzeigetafeln plötzlich ein „60 wegen Stau“ auf, haben die Operatoren das kurz zuvor in Leverkusen veranlasst. Ist plötzlich rund um eine Baustelle oder ein anderes Hindernis der Standstreifen durch einen grünen Pfeil zum Befahren freigegeben, haben die Operatoren geklickt. Wird eine Stauumfahrung angezeigt oder im Radio durchgegeben, haben sie mitgedacht.

Je früher Störungen bemerkt werden, desto besser kann ein großer Stau oder ein Unfall verhindert werden. Entdecken Radermacher-Blom und seine vier Kollegen im Kontrollraum zum Beispiel ein verlorenes Reifenteil auf der Fahrbahn, können sie die Verkehrsteilnehmer schnell warnen. „Fährt ein Motorradfahrer über so einen Gegenstand, kann das tödlich enden“, sagt Bäumer. Auch auf Geisterfahrer können die Operatoren Autofahrer hinweisen. Ein paar Klicks und schon leuchtet in beiden Richtungen rund um die Gefahrenzone auf den Anzeigetafeln ein Warnsignal auf.

Rund 540 Kilometer Autobahn in NRW sind mit diesen Anlagen ausgestattet. Mit 76 Millionen Euro sollen in den kommenden zweieinhalb Jahren weitere 135 Kilometer ausgerüstet werden. „Die weitere Digitalisierung der Verkehrssteuerung birgt große Chancen, um die vorhandene Straßeninfrastruktur so effizient wie möglich zu nutzen und bei den nötigen Ausbaumaßnahmen den Verkehrsfluss so wenig wie möglich zu stören“, so der Lösungsansatz von Verkehrsminister Wüst, die Lage in NRW zu entspannen.