Bildung Volksinitiative fordert Rückkehr zu G9
Mehr als 100 000 Unterschriften hat „G9 - jetzt!“ gesammelt. Die Politik reagiert auf die Forderung verhalten.
Düsseldorf. Gymnasiasten fehlen wichtige mathematische Grundlagen, sie sind auf zusätzliche Nachhilfe angewiesen und haben Schlafstörungen, Burn-Out-Symptome und Depressionen — hauptsächlich wegen des verkürzten Abiturs nach acht Jahren (G8). Das erklärt die Volksinitiative „Abitur nach 13 Jahren an Gymnasien: Mehr Zeit für gute Bildung“ mit der Kurzbezeichnung „G9 — jetzt!“ Doch auf ihre Forderung einer Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren reagierte der Schulausschuss des Landtages am Mittwoch verhalten.
Marcus Hohenstein, Sprecher der G9-Initiative, warnte vor einem „Niveauverlust“, weil in den Hauptfächern weniger Unterricht stattfinde. Die Folgen von G8 spürten auch Vereine, Feuerwehr und Musikschulen, denen der Nachwuchs fehle. Wer mit 17 die Schule beende, sei außerdem zu jung, Mietverträge abzuschließen oder fühle sich für ein Auslandsjahr nicht bereit. Rund 112 000 Unterschriften hatte „G9 - jetzt!“ gesammelt.
Der Schulausschuss will an G8 dennoch festhalten. Die SPD-Abgeordnete Eva-Maria Voigt-Küppers räumte zwar ein: „Wir haben zu keiner Zeit außer Acht gelassen, dass G8 so wie es eingeführt worden ist, ein Fehler war“, aber nicht alle vorgebrachten Argumente, zum Beispiel psychische Probleme, seien Folgen von G8. „Das ist eine Verkürzung, die nicht zulässig sein kann“, erklärten auch die Grünen. Die CDU mahnte, die Sorgen ernst zu nehmen, zweifelte aber ebenfalls an der Argumentation der Initiative.
Der Landtag wird sich nächste Woche Mittwoch mit dem Gesetzentwurf der Initiative befassen.
Nach den am Runden Tisch vereinbarten Verbesserungsvorschlägen zu G8 sollten die Gymnasiasten eigentlich schon ab dem kommenden Schuljahr entlastet werden. Schulen sollen beispielsweise die Zahl der Klassenarbeiten und Hausaufgaben begrenzen, den Lehrplan entschlacken, vor allem aber den Nachmittagsunterricht reduzieren.
Doch wie das Schulministerium auf Anfrage erklärt, müssen nicht alle Punkte umgesetzt werden — obwohl die geänderten Vorschriften zum neuen Schuljahr wirksam werden. Die Gymnasien seien zwar verpflichtet, noch vor den Ferien in den Schulkonferenzen über die Empfehlungen zu informieren und die weiteren Umsetzungsschritte zu vereinbaren, wie das NRW-Schulministerium mitteilt. Die Schulen können dabei aber „eine Priorisierung der einzelnen Aspekte vornehmen“. Zunächst sollten Hausaufgaben und Nachmittagsunterricht reduziert werden.
Darüber, was sich schnell ändern lässt, herrscht bei den Verbänden allerdings Uneinigkeit. Die Landeselternkonferenz hält die Reduzierung der Hausaufgaben für schnell umsetzbar. Der Philologenverband NRW warnt allerdings, dass in dem Bereich noch eine große Unsicherheit herrsche. „Hausaufgaben sollen nicht ganz abgeschafft werden, sie sind sinnvoll“, so der Vorsitzende Peter Silbernagel.
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