Statistisches Landesamt Weniger Gewalt gegen Kinder in Nordrhein-Westfalen
Eine gute Nachricht: Die Zahl der Kindesmisshandlungen ist im Jahr 2014 zurückgegangen. Es gibt rund 11 Prozent weniger Opfer im Vergleich zum Vorjahr. Doch gleichzeitig lasse sich eine Dunkelziffer nie ganz vermeiden, wie der Kinderschutzbund mitteilte.
Düsseldorf (dpa). In Nordrhein-Westfalen sind nach Angaben des Statistischen Landesamtes weniger Kinder misshandelt oder missbraucht worden. Die Zahl sei 2014 im Vergleich zum Jahr zuvor um 10,9 Prozent auf 726 Jungen und Mädchen unter 14 Jahren gesunken. Verurteilt wurden 540 Straftäter, darunter waren auch 101 Jugendliche und 26 Frauen, wie das Landesamt am Dienstag in Düsseldorf am Tag der Kriminalitätsopfer mitteilte.
Die Kinder seien vor allem sexuell missbraucht oder genötigt worden, rund 125 wurden Opfer von Körperverletzung oder Misshandlung. Die Zahlen der Opfer sind seit 2009 kontinuierlich gesunken, ein Grund dafür wurde vom Statistischen Landesamt nicht genannt.
Nach Einschätzung der Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes Nordrhein-Westfalens liegt der Trend zu sinkenden zahlen nicht an einer möglicherweise zeitgleich gestiegenen Dunkelziffer. „Wir haben in den vergangenen Jahren immer mehr Aufmerksamkeit bekommen und werden nun häufiger kontaktiert. Deshalb habe ich das Gefühl, dass die Dunkelziffer etwas gesunken ist“, sagte Marlis Herterich der Nachrichtenagentur dpa. Ganz verschwinden werde diese Zahl aber nie. Die meisten Übergriffe gebe es im sogenannten Nahbereich. Bei Familie oder Partnern hielten aber Angst- oder Schamgefühle die Opfer davon ab, Anzeige zu erstatten.
Beate Rotering, Pädagogin beim Landesjugendamt Westfalen-Lippe, erwartet bei den Jugendämtern für das Jahr 2014 ähnlich viele Meldungen von Gewalt wie im Vorjahr. „Eine regelrechte Explosion haben wir allerdings bei den Zahlen der Inobhutnahmen. Das liegt an den vielen unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, die zurzeit zu uns kommen“, sagte sie.
Bei einer Inobhutnahme werden Kinder und Jugendliche vorläufig vom Jugendamt untergebracht. Die tatsächlichen Meldungszahlen 2014 werden gemeinsam vom Forschungsverbund Deutsches Jugendinstitut und der Technischen Universität Dortmund aufgearbeitet und Mitte dieses Jahres vorgestellt.