Widerstand gegen Kopfnoten wächst

In Nordrhein-Westfalen sind Schüler, Eltern und Lehrer auf den Barrikaden. Die FDP will die Zahl der Noten reduzieren.

Düsseldorf. Die Kritiker der sogenannten Kopfnoten auf den Zeugnissen der Schüler in Nordrhein-Westfalen rüsten sich für den entscheidenden Kampf. In einer Landtagsanhörung lehnten gestern alle befragten Schüler-, Lehrer- und Elternverbände die Kopfnoten in der jetzigen Form ab. Für den 20.Juni ruft die Landesschülervertretung zu einer Großdemonstration in Düsseldorf auf.

Der Protest bleibt nicht ohne Wirkung: "Wir wollen das bestehende System ändern. Die Zahl der Kopfnoten muss auf zwei bis drei sinken", sagte der Fraktionschef der FDP im Landtag, Gerhard Papke.

"Die Kopfnoten sind nicht geeignet, die soziale Kompetenz von Schülern darzustellen", sagte Horst Wenzel, Sprecher der Landesschülervertretung. "Die Schüler werden durch den Druck in Schablonen gepresst", sagte Eberhard Kwiatkowski, Chef der Landeselternschaft.

Der Chef der Lehrergewerkschaft GEW, Andreas Meyer-Lauber, rechnet mit Klagen gegen die Kopfnoten. So gebe es etwa für Abiturklassen keine Lehrerkonferenz, die aber notwendig sei, um die Kopfnoten zu ermitteln. "Das ganze System ist falsch. Jedes halbe Jahr müssen die Lehrer
15 Millionen Kopfnoten ermitteln. Das ist so nicht zu leisten", sagte Meyer-Lauber. Rund 98 Prozent aller Schulen würden sich nach seiner Schätzung behelfen, indem sie eine Standard-Kopfnote "Sehr gut" oder "Gut" festsetzten. So werde nur noch die Abweichung von der Norm benotet.

Schulministerin Barbara Sommer (CDU) lehnte umfangreiche Änderungen am System oder gar die Abschaffung der ungeliebten Noten erneut kategorisch ab. Nach den Sommerferien werde man das bisherige System überprüfen. Es könne aber nur um Detailänderungen gehen, betonte sie.

Das wird in der CDU-Fraktion durchaus offener gesehen. Man werde erst die Erfahrungen nach den Kopfnoten auf den Sommer-Zeugnissen abwarten, dann entscheiden. Der schulpolitische Sprecher der CDU, Klaus Kaiser, hatte schon einmal gesagt, er wäre mit lediglich zwei Kopfnoten zufrieden.

Sommer wies auch die Kritik an den zu schwierigen Mathe-Aufgaben im Zentralabitur zurück. Auch bei der besonders schwierigen Oktaeder-Aufgabe habe es keine flächendeckenden Probleme gegeben. Ein Absacken bei der Prüfungsnote gegenüber der Vornote sei beim alten dezentralen Abitur zudem noch häufiger der Fall gewesen.