Wohnen im Alter II: Die neue Lust auf das WG-Leben im Alter
Mitbewohner gesucht! Karin Degenkolbe möchte in einer Senioren-Wohngemeinschaft auf dem Bauernhof alt werden.
Fleringen. Karin Degenkolbes Vision vom alternativen alt werden sieht so aus: Sie möchte gemeinsam mit acht Menschen zwischen 55 und 65 Jahren auf einem Bauernhof alt werden. Haustiere dürfen mitgebracht werden und erhalten automatisch ein Wohnrecht auf Lebenszeit. Stirbt ein Bewohner, werden Fiffi und Co. vom Rest der WG weiter gepflegt.
Den Bauernhof in Fleringen bei Gerolstein hat die Pfarrerin im Ruhestand schon gekauft. Vier Pferde, zwei Hunde und einen Kater hat sie auch schon. Nur die Mitbewohner fehlen noch. "Die passenden Menschen zu finden, ist das Schwierigste", sagt die 59-Jährige. Vor zweieinhalb Jahren hat sie schon einmal einen WG-Aufruf per Anzeige gestartet.
"Die Resonanz war enorm. Die Leute riefen aus ganz Deutschland an. Am Ende habe ich 17 von ihnen zum Kennenlernen eingeladen." Aber die Vorstellungen seien zu unterschiedlich gewesen. Der eine wollte ein Mehr-Generationenhaus, der andere eine Senioren-WG. "Viele hatten Angst vor dem Heim. Aber das alleine reicht nicht aus, um in einer WG miteinander zu leben", erinnert sie sich.
Karin Degenkolbe hat zwar keine Angst vor dem Heim, als Lebensform kommt es für sie aber nicht in Frage. "Ich komme nicht aus dieser Region. Wenn ich hier im Heim lande, würde ich nie wirklich dazugehören", sagt sie, die schon in Düsseldorf, Wuppertal und Haan gelebt hat.
Ihr Motto lautet: "So viel Freiheit wie möglich, so viel Gemeinschaft wie nötig und gewünscht." Ab und an mal zusammen ins Theater zu gehen oder zusammen zu kochen wäre schön. Ansonsten sollte jeder seinen Alltag selbst gestalten. Mit zunehmendem Alter könnte die Gemeinschaft eine Köchin oder Putzhilfe engagieren.
Der Weg bis zur Wohngemeinschaft ist noch weit. Der große Hof muss erst noch in Einzelappartements umgebaut werden. Die würde Karin Degenkolbe dann an ihre WG-Partner vermieten, denn sie ist überzeugt: "Wenn Leute zusammen etwas kaufen, geht es meistens schief. So sind die Verhältnisse geklärt."
Erst vor kurzem hat Karin Degenkolbe einen zweiten WG-Aufruf per Annonce gestartet. Auch diesmal ohne Erfolg. Sie sagt: "So etwas kann man nicht erzwingen. Aber ich glaube einfach an diese Idee." Wer sich das Leben in einer Alten-WG vorstellen kann, dem bietet Degenkolbe an, ein Wochenende auf ihrem Hof zu wohnen - Katze oder Hund dürfen natürlich mitgebracht werden.