Verbrechen: Chinesen-Mafia in Neuss
Hinter der Schießerei vom Dienstag zeigen sich schwer einsehbare Strukturen.
Neuss. Von außen wirkt das Haus Milano unscheinbar. Im Betongebirge des Neusser Rheinparks fällt der flache Zweckbau kaum auf. Bis Dienstagmittag. Plötzlich fallen Schüsse im Hinterhof des Hauses, in dem Textilgroßhändler ihre Geschäfte haben. Eine Gruppe von Chinesen hatte sich die gefährliche Auseinandersetzung geliefert. Verletzt wurde zum Glück niemand, auch nicht der polnische Lkw-Fahrer, der gerade in seinem Laster schlief, als er von einem Projektil getroffen wurde.
Wundern tut sich allerdings niemand, der in irgendeiner Form mit dem Haus Milano zu tun hat. Seit Jahren ist Insidern bekannt, dass es viele chinesische Händler mit dem Gesetz nicht so genau nehmen sollen. Und zur Durchsetzung ihrer Interessen vor Gewalt nicht zurückschrecken.
Die chinesischen Angestellten würden gehalten wie Tiere, berichtet der Insider. Sie würden geschlagen, dürften das Haus nicht verlassen. Sie schlafen, kochen und essen in den Läden. "Es gab regelmäßig Feueralarme, wenn ein Gaskocher explodierte", berichtet der Informant. 400 bis 500 Chinesen sollen sich in dem Haus regelmäßig aufhalten. Gemeldet sind in Neuss laut Stadt 180 Personen, darunter 167 Erwachsene.
Vor den Razzien seien regelmäßig Hinweise gekommen, man habe Bescheid gewusst, sagt der Insider. Viele Chinesen hätten auch die Notausgänge genutzt und sich während der Razzien auf dem Dach versteckt. Im Billardsalon im Erdgeschoss treffen sich die Chinesen täglich zum illegalen Glücksspiel. Auf den Tischen liegt Bargeld in astronomischen Summen. Es gab lange einen elektronischen Roulettetisch. "Wir haben keine Hinweise auf illegales Glücksspiel", erklärt aber Polizeisprecher Hans-Willi Arnold.
Geschichte: Der Aufschwung der Triaden begann im 18. Jahrhundert durch den Opiumhandel mit den Briten zwischen China und Indien.
Heute: Bis zu 300 000 Mitglieder stark sollen dieverschiedenen Triaden-Clans sein. Sie sind im Drogenschmuggel, imMenschenhandel, im illegalen Glücksspiel und seit einigen Jahren auchim Bereich der Produktpiraterie tätig. Die Hochburgen sind Shanghai,Hongkong, Amsterdam, London.