Wortgefecht zwischen Kardinal Meisner und den Grünen

Das Erzbistum will Volker Beck verklagen, weil er Meisner einen "Hassprediger" nannte.

Berlin/Köln. Im heftigen Wortgefecht zwischen prominenten Grünen-Politikern und katholischen Würdenträgern ist kein Ende in Sicht. Zuletzt bezeichnete der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck den Kölner Kardinal Joachim Meisner als "Hassprediger", wie das Magazin "Der Spiegel" berichtet. Beck reagierte damit auf eine Äußerung Meisners zum angeblichen Sittenverfall und zum "Triebbündel" Mensch, das sein Schöpfungsgedächtnis verloren habe. Das Erzbistum prüft rechtliche Schritte gegen den Parlamentarischen Geschäftsführer der Grünen im Bundestag. Katholische CDU- und FDP- Politiker aus Meisners Diözese äußerten sich empört über Beck. In einer Predigt im schweizerischen Einsiedeln hatte Meisner dem Bericht zufolge Anfang Oktober mit Blick auf legalisierte eheähnliche Gemeinschaften formuliert: Die "sogenannten alternativen Modelle menschlichen sexuellen Zusammenlebens sind aber unwahr, und darum für den Menschen im Kern verderblich. Die Menschheit richtet sich hier selbst zugrunde." Der bekennender Homosexuelle Beck sagte dazu laut "Spiegel": "Kardinal Meisner betätigt sich einmal mehr als selbstgerechter Hassprediger, denn er spricht ganzen Gruppen von Menschen die Existenzberechtigung ab." Im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa stellte Beck später klar: "Nichts liegt mir ferner, als Herrn Meisner in die Nähe von Terroristen zu rücken." Der Kardinal stelle aber "den rechten Glauben über die Rechte der Menschen". Der Erzbistums-Sprecher erklärte, Meisner habe niemandem das Existenzrecht abgesprochen, sondern die Bedeutung von Ehe und Familie für die Gesellschaft unterstrichen. "Dies ist die ureigenste Aufgabe eines katholischen Bischofs." Becks Aussage werde rechtlich geprüft. Bereits im Juni hatte das Erzbistum eine Einstweilige Verfügung gegen den Kabarettisten Jürgen Becker erwirkt, der Meisner "Hassprediger" genannt hatte. Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Wolfgang Bosbach (CDU), bezeichnete Becks Äußerung im Kölner "Sonntag- Express" als "grobe Beleidigung". Das Niveau öffentlicher Auseinandersetzungen sinke, "weil nur noch unter die Gürtellinie gezielt wird". Der FDP-Abgeordnete Werner Hoyer kritisierte: Meisner "in die Nähe von Terroristen, Islamisten und Selbstmordattentätern zu rücken, ist schlicht unanständig". Bosbach und Hoyer betonten zugleich, dass sie Meisners Ansichten teilweise nicht teilten. Erst am Mittwoch war ein Streit zwischen Grünen-Chefin Claudia Roth und dem Augsburger Bischof Walter Mixa beigelegt worden. Roth hatte Mixa wegen seiner Äußerungen zur Rolle der Frau als "durchgeknallten, spalterischen Oberfundi" bezeichnet. Mixas Sprecher bescheinigte ihrer Aussage daraufhin "faschistoide Züge". Später sagte er, seine Worte seien schärfer gewesen "als bei näherem Hinsehen nötig". Roth betonte am Sonntag, der Streit sei keine Auseinandersetzung Grüne gegen Kirche. "Wir arbeiten alle zusammen, wenn es um die Bewahrung der Schöpfung geht." Die Diskussion über die Rolle von Frauen und Familie müsse aber offen weitergeführt werden, auch in der Katholischen Kirche. Mit Blick auf ihre Aussagen zu Mixa fügte sie hinzu: "Ich weiß, ich habe ein loses Mundwerk ... Aber soll man es etwa schweigend hinnehmen, dass Kindergärten als Umerziehungsanstalten bezeichnet werden?" (dpa)