Turbo-Abi Zorn auf NRW-„Einheitspartei“
Die Volks-Initiative „G9jetzt!“ fordert eine Rückkehr zur längeren Gymnasialzeit und attackiert die Politik.
Düsseldorf. Marcus Hohenstein klingt verbittert und kämpferisch zugleich. Der Sprecher der Volks-Initiative „G9jetzt!“, die für die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren eintritt, sieht im NRW-Landtag eine große „Einheitspartei“ am Werk. Die Opposition dagegen sitze zu Hause am Küchentisch. Und er ist stolz darauf, dass diese Opposition so viele Unterschriften gesammelt hat, dass sich der Landtag nun doch noch einmal mit dem Thema Turbo-Abi befassen muss.
Rückblick: Ein Runder Tisch hatte Ende vergangenen Jahres zwar die Verkürzung der Schulzeit auf acht Jahre durchaus kritisch beurteilt. Zurückdrehen wollten die von der Schulministerin zusammengetrommelten, Bildungswissenschaftler, Vertreter der Rektorenverbände, des Philologenverbands, der Landeselternschaft und anderer die vor Jahren getroffene und 2005 umgesetzte Entscheidung aber nicht.
Stattdessen gab man der Schulpolitik Empfehlungen, wie das Turbo-Abi erträglicher gestaltet werden solle. Zum Beispiel, indem es an Tagen mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht keine Hausaufgaben gibt. Lehrpläne sollen überprüft und gekürzt werden. In der Oberstufe soll es mit Blick auf die Abiturvorbereitung mehr Vertiefungskurse geben.
Das Schulministerium arbeitet noch an den Regelungen für solche Entlastungen für die Schüler, die zum neuen Schuljahr greifen sollen. Der Volks-Initiative, die jetzt den Landtag erst einmal nur zwingen kann, sich wieder mit dem Thema zu befassen, reicht das nicht. Wenn man Schlechtes verbessere, werde es nicht besser, sondern nur anders schlecht, zitierte Hohenstein Montag die Schriftstellerin Barbara Kirchner.
Kindern mangele es an Zeit für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, sozialer Inhalte und Kompetenzen Den Kindern fehlten Freiräume für Hobbys, Familie, Sport, Freundschaften und außerschulisches Engagement“, argumentieren sie. 76 Prozent der Bürger in NRW, das habe eine repräsentative Umfrage ergeben, wünsche sich eine Rückkehr zur neunjährigen Schulzeit an Gymnasien.
Das Ergebnis des Runden Tisches kritisiert die Initiative heftig. Dabei sei es von Anfang an nur um die Bewahrung von G8 gegangen. Die Diskussion sei jederzeit vom Schulministerium gelenkt gewesen. Die Landesregierung solle „endlich für die Kinder eintreten und nicht weiterhin gegen sie agieren.“