Zumwinkel-Anklägerin Lichtinghagen gibt auf

Nach der öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht wechselt die umstrittene Juristin an ein Amtsgericht.

Düsseldorf. Deutschlands prominenteste Strafverfolgerin reicher Steuersünder gibt auf. Die Zumwinkel-Anklägerin und Staatsanwältin Margrit Lichtinghagen verlasse auf eigenen Wunsch zum Jahresende den staatsanwaltschaftlichen Dienst, teilte das nordrhein-westfälische Justizministerium gestern Abend mit. Die Anklägerin von Ex-Postchef Klaus Zumwinkel soll Richterin an einem Amtsgericht werden.

Lichtinghagen ziehe die Konsequenz aus den persönlich für sie belastenden Querelen in der Bochumer Staatsanwaltschaft, hieß es. Dazu hatte man Lichtinghagen im Ministerium eine goldene Brücke gebaut: "Die Aufklärung der im Raum stehenden Vorwürfe rechtfertigt keine sofortigen dienstrechtlichen Maßnahmen", heißt es in der Erklärung des Ministeriums. Die Untersuchungen würde aber fortgesetzt. Als Anklage-Vertreterin im Prozess gegen Zumwinkel, der am 22. Januar beginnen soll, ist Lichtinghagen nicht mehr vertreten.

Die Bochumer Staatsanwaltschaft hatte der 54-Jährigen wenige Wochen vor Beginn des Prozesses gegen Zumwinkel das Vertrauen entzogen und sie innerhalb der Behörde in die Jugendabteilung versetzen wollen. Dagegen hatte sich die resolute Juristin gewehrt, und NRW-Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) wollte die Anklägerin samt Liechtenstein-Komplex nach Köln umsiedeln.

Doch Lichtinghagens Vorgesetzte legten nach und warfen ihr Verfehlungen bei der Verteilung von einkassierten Geldauflagen an gemeinnützige Organisationen vor. Gestern zog die Anklägerin dann die Reißleine in der teilweise öffentlich ausgetragenen Schlammschlacht.

Unterdessen dementierte NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) Spekulationen, er könne Einfluss auf die Verteilung der Geldbußen genommen haben. "Ich habe die Staatsanwältin weder je irgendwo getroffen noch irgendwo gesprochen", sagte Rüttgers. Dagegen bestätigte Forschungsminister Andreas Pinkwart (FDP), dass er im Juni an einem Gespräch seines Staatssekretärs mit Lichtinghagen teilgenommen habe. Das Gespräch in seinem Ministerium habe dem Wunsch der Staatsanwältin entsprochen, sich zu informieren, für welche Bereiche man die Bußgelder sinnvoll verwenden könnte.

Das deckt sich mit Informationen unserer Zeitung, wonach Lichtinghagen ohne Rücksprache mit ihren Vorgesetzten mehrfach gezielt in Düsseldorfer Ministerien gefahren war, um dort quasi ihre Gelder anzubieten.