Luciano Benetton will seine Firma retten

Porträt des Tages 82-Jähriger kehrt an die Spitze zurück — er kann den Niedergang nicht ertragen.

Luciano Benetton, Gründer der italienischen Modefirma Benetton, kehrt mit 82 Jahren an die Firmenspitze zurück. „Im Jahr 2008 habe ich das Unternehmen mit 155 Millionen Euro Vermögen verlassen, und nun nehme ich es mit 81 Millionen Euro Schulden im Jahr 2016 zurück“, sagte Benetton der italienischen Zeitung „La Repubblica“. Er will das Unternehmen retten: Der Grund sei der „unerträgliche Schmerz“ angesichts des Niedergangs seiner Firma.

Luciano Benetton hatte die Firma 1965 mit Hilfe seiner drei Geschwister Gilberto, Carlo und Giuliana gegründet. Zuvor hatte er die ersten von seiner Schwester an der Strickmaschine gefertigten Pullover von Haustür zu Haustür verkauft. Dafür hatte er mit 14 Jahren die Schule verlassen. Mit dem Konzept der „United Colours of Benetton“, das die Auslieferung jeden Modells in 15 verschiedenen Farben vorsah, feierte der Textilhersteller Erfolge. Der internationale Durchbruch für Benetton stellte sich ab Anfang der 80er Jahre ein — nicht zuletzt wegen der provokanten Werbefotos des Starfotografen Oliviero Toscani. 1986 verkaufte das Unternehmen 45 Millionen Textilien — es galt weltweit als größter Strickwarenproduzent.

Seit der Jahrtausendwende aber ging es bergab. Die Verluste, die Benetton heute schreibt, lastete der Gründer seiner Familie an: „Wir allein haben die Schuld. Andere haben uns imitiert, die ‘United Colors’ haben ihre Farbe verloren.“ Die Läden seien dunkel und schäbig geworden, „wie im kommunistischen Polen“. Die „schlimmste Sünde“ sei gewesen, keine Pullover mehr anzubieten: „Das ist, als ob man einem Äquadukt das Wasser nimmt.“

Luciano Benetton, der vier Kinder hat, hatte die Geschäftsführung 2012 an den zweitältesten Sohn Alessandro übergeben. Der überließ die Leitung Managern von außen. Benetton hat nach Angaben des Wirtschaftsprofessors Giuliano Noci in den vergangenen Jahren einen Verlust von rund 600 Millionen Euro angehäuft. Die Zahl der Beschäftigten fiel von knapp 9800 im Jahr 2008 auf rund 7300 heute. Luciano Benetton sagte auf die Frage, ob die Arbeitsplätze in Gefahr seien: „Wir geben jedem eine Chance, aber wir müssen das Geschäft lichten.“

Der Modeunternehmer selbst hatte seine Erlöse clever in andere Geschäftsbereiche wie die Autogrill-Raststätten, die italienische Autobahngesellschaft Atlantia und die Betreibergesellschaft der römischen Flughäfen investiert. Doch seinen Ruhestand dürfte sich Luciano Benetton, der zu den reichsten Italienern zählt, anders vorgestellt haben.

AFP/alu