Nachspiel für Sarkozy in Bettencourt-Affäre

Nahm der Ex-Präsident illegale Parteispenden von der Milliardärin an? Die Justiz hat Ermittlungen eingeleitet.

Paris. „Donnerschlag“, „Skandal“, „Erdbeben“ — die französischen Medien überschlagen sich. Grund: Gegen Nicolas Sarkozy (58) ist überraschend ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Dem ehemaligen Staatschef wird vorgeworfen, die Schwäche der greisen Milliardärin und L’Oréal-Erbin Liliane Bettencourt (90) ausgenutzt und illegale Bargeld-Spenden für seinen Präsidentschaftswahlkampf 2007 locker gemacht zu haben. Ein ungeheurer Vorwurf, auf den der Beschuldigte prompt mit einer krachenden Breitseite gegen die Justiz konterte. Sarkozy-Anwalt Thierry Herzog verriet am Freitag mit bebender Stimme, wie sein Mandant das Verhalten der Justiz empfinde: als „skandalös“.

Fünf Jahre lang war Sarkozy Staatsoberhaupt, und genauso lange bewahrte ihn die präsidiale Immunität vor Ermittlungen der Justiz. Doch seit der Wahlniederlage ist er ein Bürger wie jeder andere. Die politische Dimension der Causa Bettencourt: Der agile Polit-Rentner Sarkozy rechnet sich insgeheim beste Chancen aus, 2017 erneut als Präsident in den Élysée zurückzukehren. Nun droht das jähe Aus seiner ungewöhnlichen Karriere.

Die Vorwürfe der illegalen Wahlkampffinanzierung sind alles andere als neu, sie kursieren schon seit bald drei Jahren. Sie sind das pikante Detail der facettenreichen „Bettencourt-Affäre“, die sich längst zu einer Staatsaffäre ausgewachsen hat. Zur Erinnerung: Liliane Bettencourt, die reichste Frau Europas, hatte dem Pariser Fotografen François-Marie Banier Geschenke von umgerechnet einer Milliarde Euro vermacht. Ein Vorgang, der 2007 ihre entsetzte Tochter Françoise Meyers-Bettencourt auf den Plan rief. Diese setzte das Hauspersonal gezielt darauf an, minutiös über die körperlich und geistig schwache Mutter zu wachen.

Für Jean-Michel Gentil, den zuständigen Untersuchungsrichter in Bordeaux, steht nach intensiver Befragung des Personals fest: Sarkozy hat beim ersten Verhör im letzten November offenbar nicht die volle Wahrheit gesagt. Damals räumte er ein, Bettencourt und ihren inzwischen verstorbenen Mann André nur ein einziges Mal während des Wahlkampfs aufgesucht zu haben. Und er gab zu Protokoll: „Die Bettencourts haben mir niemals einen Groschen gegeben und ich habe sie niemals darum gebeten.“ Gentil hingegen geht davon aus, dass Sarkozy sehr wohl im „Februar 2007 sowie im Laufe von 2007 die Schwäche von Liliane Bettencourt ausgenutzt hat“.