Obama schaltet auf Angriff
Hitzige Debatte prägt das zweite TV-Duell der Kandidaten für das Weiße Haus.
Washington. Aufatmen im Obama-Lager. Wie ausgewechselt gab sich der US-Präsident in der zweiten TV-Debatte an diesem Dienstagabend.
Diesmal ließ er seinem Gegner Mitt Romney (65) nichts durchgehen, diesmal ging Barack Obama (51) zum Angriff über, teilte Schläge aus. „Was Gouverneur Romney sagt, ist einfach nicht wahr“, gleich mehrfach fuhr der Präsident seinem Herausforderer in die Parade. Das hatte Obama in der ersten Debatte so klar nicht gemacht.
„Er zeigte den Kampfgeist, den er in der ersten Debatte vor zwei Wochen nicht gezeigt hat“, kommentierte denn auch die „New York Times“. Drei Wochen vor den Wahlgang am 6. November wird immer klarer: Es könnte einer der spannendsten Wahlen in der jüngsten Geschichte werden.
Dennoch: Ein „Game Changer“ — ein Ereignis, das das Spiel völlig auf den Kopf stellt — war diese zweite Debatte nicht. Romney schlug sich tapfer, setzte dem Präsidenten erneut mit der schlechten Wirtschaftslage zu.
Originalton Romney: „Ich weiß, wie es besser geht. Ich habe mein Leben in der Privatwirtschaft verbracht.“ Das ist mittlerweile zu seinem Credo geworden.
Obama schenkte seinem Gegner zugleich nichts. Zum vielleicht härtesten Schlagabtausch kam es beim Thema Libyen. Es ging um den tödlichen Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi, bei dem vier amerikanische Diplomaten getötet wurden. Romney machte den Versuch, Obama den Schwarzen Peter dafür zuzuschieben.
Ein schwieriger Moment für Obama. Doch er reagiert präsidial. „Ich bin der Präsident und ich trage immer die Verantwortung.“ Doch dann kam es zum erbitterten Streit, Romney warf Obama vor, erst nach zwei Wochen zugegeben zu haben, dass es sich um einen Terrorakt gehandelt habe.
Doch Obama verwies auf seine Rede schon 24 Stunden nach den Morden, er habe von einem Terrorakt gesprochen. „Schauen Sie ins Protokoll“, griff er Romney an. Es war der wohl größte Pluspunkt der Debatte für Obama.
Romney konnte dafür wieder in der Wirtschaftspolitik punkten. Kein Zweifel, Obamas Bilanz nach vier Jahren an der Macht ist nicht gerade rosig: Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Wirtschaft brummt nicht, viele Amerikaner haben Zukunftsangst — das alles waren Steilvorlagen für Romney.
Logisch, dass da manche Antwort Obamas etwas dünn ausfiel. „Wir mussten durch harte Jahre gehen, daran gibt es keinen Zweifel“, räumte der Präsident ein.
Doch die entscheidende Frage ist: Wie reagieren die Wähler auf dieses zweite Duell? Romney konnte nach der ersten Debatte zwar punkten, doch die Umfragen sagen noch immer ein Kopf-an-Kopf-Rennen voraus. Mit Spannung wird deshalb das letzte Rededuell am Montag erwartet.