Parlamentswahl soll den Irak endlich einen

19 Millionen Wahlberechtigte stellen am Sonntag die Weichen für die Zukunft ihres Landes.

Bagdad. Zum zweiten Mal seit dem Sturz von Saddam Hussein im Frühjahr 2003 sind die Iraker am Sonntag zur Wahl ihres Parlamentes aufgerufen. Das Votum gilt als Test für die noch jungen demokratischen Strukturen des Landes, das zum Teil erheblich unter Korruption und Misswirtschaft leidet.

Der Erfolg der Abstimmung wird nicht zuletzt davon abhängen, ob es gelingt, alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen an die Urnen zu locken. Vor allem die Beteiligung der größten Minderheit - der Sunniten - an der Wahl gilt als entscheidend für die Suche nach einem gesellschaftlichen Konsens. Rund 200.000 Sicherheitskräfte sollen den Urnengang schützen. Nach Angaben der Vereinten Nationen ist mit der Bekanntgabe eines vorläufigen Wahlergebnisses am 18. März zu rechnen.

Angesichts der massiven Gewaltdrohungen des Terrornetzwerks El Kaida verlief der Mitte Februar eröffnete Wahlkampf verhältnismäßig ruhig. Zwar gab es wiederholt blutige Anschläge, wie zuletzt zwei Selbstmordattentate am Donnerstag mit 14 Toten. Tags zuvor hatten drei Selbstmordattentäter mehr als 30 Menschen in den Tod gerissen.

Die tödlichen Schüsse auf eine Bewerberin um ein Abgeordnetenmandat am 7. Februar in der nordirakischen Stadt Mossul aber blieben bislang eine Ausnahme. Vier Jahre zuvor hatten die Parteien nicht einmal gewagt, die Namen ihrer Kandidaten zu veröffentlichen.

Den Rückgang der Gewalt zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen schreibt Ministerpräsident Nuri el Maliki sich gern selbst als Erfolg auf die Fahnen. Und tatsächlich ist es dem seit Mai 2006 regierenden Maliki gelungen, die Autorität des Staates wiederherzustellen. Jeder Anschlag aber schmälert Malikis Erfolgschancen.

Der 60-jährige Ministerpräsident, der der Bevölkerungsmehrheit der Schiiten angehört, hat sich von der schiitischen Allianz distanziert und führt die neu gegründete Liste der Allianz der Rechtstaatlichkeit an. Diese will er zur stärksten Kraft im Parlament machen. Aller Voraussicht nach wird keine der Listen die absolute Mehrheit der Sitze erreichen und also auf Bündnisse angewiesen sein.

Die Iraker sind die Gewalt leid und haben kein Verständnis mehr für die Auseinandersetzungen zwischen den Bevölkerungsgruppen. Beobachter rechnen den sunnitischen Bewerbern, die knapp 25 Prozent der Bevölkerung repräsentieren, gute Chancen aus. Die mit 14,5 Prozent in der Bevölkerung vertretenen Kurden indes könnten ihre bisherige Rolle als "Königsmacher" verlieren, sagt der irakische Anthropologe Hosham Dawood.