Personalie: ZDF-Chefredakteur erhält Rückendeckung von Kollegen
Journalisten warnen vor Eingriff in die Unabhängigkeit.
Hamburg. Drei Tage vor der Entscheidung über die Zukunft von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender (Foto) hat der 60-Jährige Rückendeckung von namhaften Kollegen sowie vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV) erhalten.
17 deutsche Erstunterzeichner der im Frühjahr verabschiedeten Europäischen Charta für Pressefreiheit wandten sich am Dienstag in Hamburg in einer Erklärung gegen "einen massiven politischen Eingriff in die Unabhängigkeit" des ZDF.
Brender soll nach dem Willen von ZDF-Intendant Markus Schächter weitere fünf Jahre im Amt bleiben, konservative Politiker stellten sich gegen diese Absicht.
"Unabhängiger Journalismus in allen Medien ist frei von Verfolgung und Repressalien, ohne politische oder regulierende Eingriffe des Staates zu garantieren", wurde aus der Charta zitiert. Die Erstunterzeichner appellierten an die politisch Verantwortlichen: "Respektieren Sie die im Grundgesetz verankerte Rundfunkfreiheit, respektieren Sie die Unabhängigkeit der Medien von politischen Einflüssen und respektieren Sie den Willen des ZDF-Intendanten Markus Schächter, den Vertrag von Nikolaus Brender zu verlängern!"
CDU-Politiker, allen voran Hessens Ministerpräsident Roland Koch, hatten sich gegen eine Vertragsverlängerung für Brender ausgesprochen, unter anderem wegen der Quotenentwicklung im ZDF-Informationsbereich. Koch ist gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des ZDF-Verwaltungsrats, der am Freitagnachmittag im Einvernehmen mit dem ZDF-Intendanten, wie es in den Statuten heißt, die Personalentscheidung treffen wird.
Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören unter anderem Thomas Osterkorn, Andreas Petzold, Hans-Ulrich Jörges und Hans-Martin Tillack ("Stern"), Mathias Müller von Blumencron und Hans-Ulrich Stoldt ("Der Spiegel"), Christoph Keese (Axel Springer AG), Matthias Naß ("Die Zeit") und Hendrik Ankenbrand ("Frankfurter Allgemeine Zeitung").
Bereits am Wochenende hatten führende deutsche Staatsrechtler gegen die Einmischung der Politik bei der Besetzung des ZDF-Chefredakteurspostens protestiert. In einem Offenen Brief wandten sich 35 Juristen gegen den "offenkundigen Versuch, einen unabhängigen Journalisten zu verdrängen und den Einfluss der Parteipolitik zu stärken".