Umweltverschmutzung Ärger über wöchentlichen Plastikmüll durch „Einkauf Aktuell“ - Deutsche Post wehrt sich
Düsseldorf · Jeder kennt sie, fast jeder bekommt sie, kaum einer will sie. Die Initiative „Stoppt die Plastikpost“ und Umweltverbände fordern Bürger in Deutschland auf, die wöchentlich erscheinende „Einkauf Aktuell“ zu boykottieren.
Deutschland und sein Verpackungsmüll: Jährlich überfluten zehn Millionen Tonnen Plastikmüll die Weltmeere. Mit 220 Kilogramm pro Kopf sind die Deutschen Rekordhalter in Europa bei der Produktion von Verpackungsabfällen. Jetzt richtet sich die Aktion „Stoppt die Plastikpost“ gegen eine besondere Form von Verpackung, die jeden Bundesbürger betrifft: Das Bündnis hat zum Ziel, die Wurfsendungen „Einkauf aktuell“, mit der jeder Bundesbürger samstags komplett in Plastik eingeschweißt verschiedene Reklameblätter zugestellt bekommt, aktiv zu bekämpfen.
„Jeder kennt die in Plastik eingeschweißten Papierberge im Briefkasten. Das macht für die Hälfte aller Haushalte den Großteil der Werbung im Briefkasten aus. Ungefragt, weil niemand das bestellt hat“, kritisieren die Initiatoren, die aktiv zur Abbestellung der Wurfsendungen auffordern. Damit bekomme der Verbraucher 26 Kilo Werbemüll im Jahr. Bundesweit würden so jährlich eine Milliarde Plastiktüten und über 500 Millionen Kilogramm Papier verteilt – ungefragt. 60 000 Bürger seien dem Aufruf bislang gefolgt.
Mittelbar ist die Bundesrepublik Deutschland mit 20 Prozent an dem Unternehmen Deutsche Post beteiligt, unterstützt damit die umstrittene Fertigung. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert das: „Wir unterstützen diese Petition ausdrücklich. Die beste Wahl wäre, gar keine Verpackung für die Wurfsendung zu produzieren“, sagt Umwelthilfe-Geschäftsführer Jürgen Resch. „Wenn es das Unternehmen wirklich ernst meint mit dem Umweltschutz, dann sollte es in Zukunft auf diese unnötige Ressourcenverschwendung verzichten.“
Die Deutsche Post sagt, die Einwurfreklame sei auf diese Weise nicht abbestellbar: Kunden, die „Einkauf Aktuell“ nicht haben möchten, müssten „einen entsprechenden Aufkleber (z.B. Keine Werbung) anbringen“, so ein Post-Sprecher. „In einem Massengeschäft wie der Briefzustellung ist es jedoch nicht möglich, einzelne Empfänger über Namenslisten von der Zustellung bestimmter Sendungen oder Erzeugnisse auszunehmen. Daher können wir Widersprüche, wie sie über plastikpost.de eingereicht werden, nicht berücksichtigen.“
Im übrigen sei das Unternehmen umweltbewusst: Das Papier sei Recyclingpapier und werde emissionsarm gedruckt. Und: Die PE-Folie, durch die „Einkauf Aktuell“ jeden Samstag frei von Nässe und Schmutz im Briefkasten liegt, wurde in der Stärke erheblich reduziert. Sie sei heute fast dreimal dünner als ein menschliches Haar. Der Umwelthilfe reicht das nicht: „Nach der Europäischen Abfallhierarchie jedoch sollte die Vermeidung von Müll noch vor dem Recycling stehen“, sagt Resch.
Ein weiteres Problem sei, so ein Umwelthilfe-Sprecher, dass die folierten Werbezeitschriften direkt nach der Briefkastenleerung entsorgt würden – „und das in vielen Fällen falsch, ohne die Folie vom Papier zu trennen. So landet Kunststoff in der Papiersammlung und sorgt für verunreinigte Stoffströme.