Meinung Was wir alles selbst beeinflussen können
Meinung | Düsseldorf · Vielen ist das alles nicht unbekannt: Da kommt man heim, und im Briefkasten liegt ein Stapel von Prospekten, stets harmonisch in Plastik eingeschweißt. Man fragt sich seit jeher, was das alles eigentlich soll – und schon landet alles ungeöffnet im Müll.
Natürlich im falschen, weil das Plastik in die gelbe Tonne gehört und das Papier in die blaue. Und schon hat Otto Normalverbraucher allerlei Sünden begangen, die man als leidlich klimabewusster Bürger selbstinitiativ durchaus vermeiden könnte.
Denn es ist in diesem Fall, wie so oft: Wer nicht will, dass die Innenstädte aussterben, darf nicht durchweg per Mausklick bei großen Online-Giganten bestellen. Und wer nicht will, dass Waren zu Abermillionen umweltschädlich hin- und hergeflogen werden, sollte genau das ebenfalls nicht tun. Es ist auch wie mit der Tierhaltung, über die wir uns angeekelt aufregen und dann doch das Billigfleisch aus dem Discounter besorgen, das – natürlich eingeschweißt in Plastik – auch mal geruchsarm tagelang im Kühlschrank liegen kann.
Wir lernen: Der Verbraucher hat viel mehr in seiner Hand, als wir uns das so vorstellen, wenn wir uns mit deplatziertem Selbstmitleid in die Opferrolle fügen. Denn die Politik in einer Demokratie regelt unser Gemeinwesen der Idee nach genau so, wie die Gemeinschaft sich das vorstellt und wünscht – und umgekehrt sollte das eigentlich niemals sein.
Just in diesen Monaten ist dieser urdemokratische Mechanismus und dessen Umsetzung ganz gut zu diagnostizieren: Die Klimathemen, für die Schüler und andere engagierte Menschen immer wieder auf die Straße gehen, werden immer öfter in den Medien platziert, die Politik ist längst alarmiert und reagiert mal langsamer, aber immer öfter schneller auf allen Ebenen politisch auf die andauernden Proteste: Da werden Konzepte erstellt und diskutiert und Geld zugunsten einer aktiveren Umweltpolitik umverteilt.
Also: Wer diese plastiküberfrachteten Wurfsendungen nicht möchte, der kann das an seinem Briefkasten kenntlich machen oder bei der Deutschen Post oder dem heimischen Politiker vorstellig werden und sie darauf aufmerksam machen, dass Prospekte auch auf andere Art verteilt werden können. Dann kann die Post reagieren, oder die Politiker regulieren, und wenn das bei allen nicht zu Genüge geschieht, darf man protestieren oder am Ende andere wählen, die sich dieses Themas auf engagiertere Art annehmen. Und wer weniger grundsätzlich an die Sache gehen möchte, der teilt immerhin Papier von Plastik, bevor er das Ganze in den Recycling-Prozess gibt. Das ist die wohl zweitklügste Entscheidung in diesem Zusammenhang.