Meinung Rentenkasse als gefragter Vermögensverwalter
Meinung · Manchmal entwickeln sich die Dinge auf verblüffende Art und Weise: Ausgerechnet die oft geschmähte staatliche Rentenkasse wird in Deutschland zum begehrten Vermögensverwalter. Wer vorzeitig in Rente gehen möchte und sich hohe freiwillige Beiträge zum Ausgleich der Abschläge leisten kann, darf sich über eine Rendite von mehr als vier Prozent freuen.
Das ist in Zeiten von Dauernullzinsen ein verlockendes Angebot. In Wahrheit liegt die Verzinsung sogar noch höher, weil die Einzahlungen als Altersvorsorgeleistungen von der Steuer abgesetzt werden können. Und: Künftige Rentenerhöhungen (gerade gab es 3,18 Prozent im Westen und 3,91 Prozent im Osten) sind bei den Rendite-Berechnungen noch nicht einmal berücksichtigt. Weiteres Plus: Die Einzahlung verpflichtet nicht dazu, tatsächlich früher in den Ruhestand zu gehen. Ändern sich die Umstände, kann bis zur Regelaltersgrenze weiter gearbeitet werden. Die als Ausgleichszahlung gedachte Summe wirkt dann wie eine Erhöhung der gesetzlichen Rente.
Ohne Nachteile und Risiken ist das Geschäft mit der Rentenkasse allerdings nicht: Wer großen Wert auf Flexibilität legt, sollte die Finger davon lassen, denn eine vorzeitige Erstattung der Beiträge ist ausgeschlossen. Außerdem gehen die Einzahler eine Wette auf ihr Leben ein. Sterben sie wenige Jahre nach Beginn der Rente, hat sich die Sache nicht gelohnt. Wer dagegen lange lebt oder einen Ehepartner hat, der überdurchschnittlich alt wird, schneidet glänzend ab. Wenig erfreulich ist die Sache auf jeden Fall für die Erben. Denn die dürfen sich später nicht über Festgeldanlagen, Aktien oder Immobilien freuen, die ihnen hinterlassen werden. Mit dem Tod ist das Geld weg.
Dass die Rentenkasse Renditen von mehr als vier Prozent zahlen kann, unterstreicht die Leistungsfähigkeit des Systems. Es ist eindeutig besser als sein Ruf. In Zeiten dauerhaft niedriger Zinsen erweisen sich das Umlageverfahren und die starke Wirtschaft als Glücksfall. Das System wird aber auch dann noch funktionieren, wenn die Konjunktur nicht mehr rund läuft und die geburtenstarken Jahrgänge in Ruhestand gehen. Dann sinkt zwar das Rentenniveau. Aber anders als oft behauptet wird, führt ein sinkendes Rentenniveau nicht zu Rentenkürzungen, sondern dazu, dass die Renten weniger stark steigen oder stagnieren. Kürzungen sind gesetzlich ausgeschlossen. Sozialverbände, Gewerkschaften, Linkspartei und die SPD wollen verhindern, dass das Rentenniveau fällt. Sie sagen aber nicht, wie das gehen soll. Höhere Beiträge? Mehr Steuergeld? Längere Lebensarbeitszeit? Angenehme Alternativen sind das nicht.