Meinung Warum Deutschland kein Gesetz gegen Plastiktüten braucht

Meinung | Berlin · Der Müll ist ein globales Problem, ein neues Verbot für Plastiktüten ist für Deutschland aber nicht erforderlich. Die Selbstverpflichtung des Handels wirkt.

Symbolbild.

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Da hat Entwicklungsminister Gerd Müller sehr wohl recht: „Wenn wir so weiter machen, versinken wir im Müll“, hat der CSU-Politiker gesagt. Die Frage ist nur: Wer ist „Wir“?

Wer schon einmal in Asien unterwegs gewesen ist, der weiß, wer tatsächlich ein Müllproblem im Allgemeinen und ein Plastikproblem im Besonderen hat. Verschandelte Strände und Landschaften sind dort eher Alltag. Schaut man sich in Deutschland um, ist es vielfach immer noch sauber und geordnet. Womit das Problem nicht verharmlost werden soll – der Müll ist eine globale Zeitbombe, wenn man allein an die Plastikströme in den Ozeanen denkt.

Hagen Strauss

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Aber Deutschland ist bei der Vermeidung, Trennung und Wiederverwertung von Abfällen zweifellos vorbildlich. Wie man das macht, muss Kernelement guter Entwicklungspolitik sein. Deswegen hinkt Müllers Verweis auf afrikanische Länder oder Staaten wie Mexiko, wenn er jetzt auch für Deutschland ein Verbot von Plastiktüten fordert. Die Problematik ist in diesen Ländern schlichtweg eine ganz andere, weil gravierend. Hierzulande braucht es ein Verbot nicht.

In vielen Geschäften gibt es keine Plastikbeutel mehr, oder sie werden ziemlich teuer verkauft. Die Selbstverpflichtung des Handels wirkt. Auch haben die Tüten an der hiesigen Umweltverschmutzung nur einen arg geringen Anteil – viel ärgerlicher sind Gurken im Plastikmantel oder anderer Umwelt-Unsinn im Ladenregal. Und wo es notwendig ist, greift die EU mit ihren geplanten Regelungen jetzt ein. Das alles hat sich als erfolgreich bei der Müllvermeidung erwiesen. Viele Bürger sind darüber hinaus inzwischen so sensibilisiert, dass sie einen alten Spruch immer öfter beherzigen: „Jute statt Plastik“. Besser als jedes Verbot.