Politik muss am Ball bleiben

Die Karawane zieht weiter: Am Sonntag endet die Fußball-Europameisterschaft und mit ihr verlischt wohl auch der Lichtkegel des öffentlichen Interesses — zumindest ist das zu erwarten, denn die Liste der Präzedenzfälle ist lang: die Olympischen Spiele in Peking, das Formel-1-Rennen in Bahrain, zuletzt der Eurovision Song Contest in Aserbaidschan.

Immer wurde im Vorfeld hitzig über die Missachtung der Menschenrechte in den jeweiligen Ländern diskutiert, Protestnoten gefordert, gar das Wort vom Boykott machte die Runde. Und am Ende war es so wie meistens: Sobald die Spiele angepfiffen sind, konzentriert sich das Gros der Zuschauer auf den Sport. Wer will es ihnen verdenken?

Auch in der in den autoritären Staat abgleitenden Ukraine war das so, obwohl das Unrecht im Namen Kiews mit Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko sogar ein prominentes Gesicht hatte. Bereits seit Monaten nutzt das Janukowitsch-Regime die EM, um sein Image aufzupolieren und zugleich seine von Moskau gestützte Macht zu festigen.

Deshalb darf das politische Interesse an der Ukraine nicht gleichzeitig mit den Fanbussen nach Hause fahren. Vielmehr muss Janukowitsch weiter unter Druck gesetzt werden. Jetzt, da er sich bald nicht mehr im Glanz des Sports sonnen kann.