Schuldenkrise: Internationale Finanzmärkte lassen Griechenland fallen
Kreditwürdigkeit des Landes wurde auf „Ramsch“ heruntergestuft. Die Regierung kann sich kein Geld mehr leihen. Auch Portugal wurde abgewertet.
Athen. Die Schuldenkrise Griechenlands spitzt sich dramatisch zu. Dienstagabend brach in Athen Panik aus, nachdem die Ratingagentur Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit des Landes von BBB+ auf BB+ abgewertet hatte - das gilt in der Finanzwelt als Ramsch-Status. Die Börsen gaben weltweit nach.
Viele Sender unterbrachen sofort ihr Programm und berichteten vom "neuen Schlag gegen die Wirtschaft" des Landes. Die weitere Abwertung wurde als "unerklärlich" bezeichnet. "Es ist nunmehr ein klar europäisches Thema", sagte der griechische Regierungssprecher Giorgos Petalotis. Schon am Nachmittag hatte die griechische Regierung erklärt, kein Geld mehr auf den internationalen Finanzmärkten aufnehmen zu können.
Die Kosten für die Schulden Griechenlands stiegen gestern auf immer neue Rekordwerte: Investoren verlangten für zehnjährige griechische Staatsanleihen eine Rendite von 9,622 Prozent. Deutschland muss für seine als sicher geltenden Papiere gerade einmal rund drei Prozent zahlen.
Nach Angaben der EU belief sich das Staatsdefizit des südosteuropäischen Landes 2009 auf 13,6Prozent der Wirtschaftsleistung. Griechenland hatte die Staaten der Euro-Zone am Freitag um Milliardenhilfen gebeten. Ein zuvor vereinbarter Hilfsmechanismus sieht vor, dass das Land dieses Jahr bis zu 30Milliarden Euro Notkredite von den Euro-Ländern erhalten kann. Deutschland würde dazu bis zu 8,4 Milliarden Euro beitragen. Weitere bis zu 15 Milliarden Euro könnten vom Internationalen Währungsfonds (IWF) kommen.
Unterdessen stufte die Agentur auch die Kreditwürdigkeit Portugals ab - von "sehr gut" auf "gut". Damit wurde erneut die Befürchtung geschürt, dass nach Griechenland ein weiteres Euro-Land die Stabilität der Einheitswährung ins Wanken bringen könnte.
Die Bundesregierung will heute in einem Abstimmungsgespräch das weitere Vorgehen in der Griechenland-Krise beraten. Zudem sind der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF), Dominique Strauss-Kahn, sowie der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, zu Gesprächen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble (beide CDU) in Berlin. Dabei soll es um die Nothilfen gehen.