Spahn will Pflege besser bezahlen

Der neue Gesundheitsminister verspricht, „nicht nur die schlimmsten Probleme zu verhindern“. Er sagt aber auch: Das dauert.

Berlin. Der neue Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat umfangreiche Verbesserungen in der Altenpflege angekündigt. Konkret wolle er bei der Zahl der Auszubildenden, der Bezahlung der Pflegekräfte und der Personalbemessung ansetzen, sagte Spahn gestern beim Deutschen Pflegetag in Berlin. Begeisterten Applaus erntete er für die Ankündigung, dem Bundeskabinett den ehemaligen Präsidenten des Deutschen Pflegerats, Andreas Westerfellhaus, als Pflegebevollmächtigten des Bundes vorzuschlagen (siehe Kasten).

Wenige Stunden nach der Amtsübernahme von seinem Vorgänger und Parteikollegen Hermann Gröhe erklärte Spahn: „Ich möchte, dass wir den Pflegeberuf attraktiver machen. Ich möchte, dass die Pflegeberufe besser bezahlt werden. Ich möchte, dass wir mehr Ausbildungsplätze haben. Ich möchte, dass sich vor allem Pflegekräfte um die Pflegebedürftigen kümmern können.“ Er wolle ambitionierte Ziele verfolgen, schränkte aber zugleich ein: „Ich finde, ich sollte als Bundesgesundheitsminister so ehrlich zu Ihnen sein, dass ich sage, dass das nicht mal eben so gemacht ist.“

In der Gesundheitspolitik gehe es für ihn nicht nur darum, die schlimmsten Probleme zu verhindern. „Das reicht nicht“, sagte Spahn. Man könne den Alltag vieler Menschen besser machen, erklärte der 37-Jährige, der zuletzt durch Aussagen, Hartz IV reiche für ein Dach über dem Kopf und die Nahrung, für Empörung gesorgt hatte. In der Pflege stellte sich Spahn hinter das Koalitionsvorhaben einer bundesweiten Bezahlung nach Tarif, auch wenn dies schwierig umzusetzen sei. Dies müsse aber auch refinanziert werden, sagte er. Die gesetzliche Pflegeversicherung hat das vergangene Jahr erstmals seit 2007 wieder mit einem Minus abgeschlossen. Demnach gaben die Pflegekassen rund 2,4 Milliarden mehr aus als sie einnahmen. Die Finanzreserven der Pflegeversicherung seien dadurch von 9,3 Milliarden Euro auf 6,9 Milliarden Euro zurückgegangen.

Eine am Deutschen Pflegetag veröffentlichte Studie zeigt auf, dass es in deutschen Pflegeheimen derzeit 17 000 offene Stellen gibt. Grund für die Pflegelücke sei nicht fehlendes Geld, sondern hauptsächlich der bundesweite Fachkräftemangel sowie die abnehmende Qualität der Bewerber für diesen Beruf, heißt es in der vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung vorgelegten Studie.

Von den 8000 neuen Stellen, die von der neuen Bundesregierung in Aussicht gestellt worden seien, gehe „kein Impuls“ aus, kritisierte der Studienautor Michael Isfort. Franz Wagner, Präsident des Deutschen Pflegerates, forderte im Rahmen eines Sofortprogramms jeweils 50 000 Stellen für Krankenhäuser und Pflegeheime. „Nur durch ein solches Signal werden wir die erwähnten positiven Effekte bei den Beschäftigten in der Pflege erreichen.“ dpa

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