SPD: Die Frauen sollen es richten
Wahlkampf: Steinmeiers Schattenkabinett wird voraussichtlich sehr weiblich. Mindestens sechs Politikerinnen sind im Gespräch.
Berlin. Der Tag fing eigentlich gut an für Ulla Schmidt. Der bekannteste Dienstwagen der Republik, vergangene Woche an Spaniens Küste unter ominösen Umständen abhanden gekommen, war plötzlich wieder da. Die spanische Guardia Civil hatte den S-Klasse-Mercedes bei Valencia sichergestellt. Unbeschädigt, so weit man bislang weiß. Auch in Spanien lesen Diebe Zeitung. Möglich, dass sie den Spaß an dem Wagen verloren haben, als sie erfuhren, dass ihre Beute in Deutschland gerade den Wahlkampf befeuert. Irgendwann in den nächsten Tagen wird das Vehikel wohl wieder im Fuhrpark des Gesundheitsministeriums stehen. Ob Ulla Schmidt dann auch noch da sein wird?
Nach der Bundestagswahl vermutlich nicht mehr. Gegen Mittag landete die Ministerin braun gebrannt in Berlin. Sie wollte rechtzeitig vor der SPD-Klausurtagung in Potsdam zurück sein, auf der Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier donnerstags, am zweiten Tag, die heiße Wahlkampfphase einläuten will. Doch am Mittwoch eröffnete ihr Steinmeier, dass sie seinem Team wegen der Affäre vorerst nicht angehören wird - zumindest bis zur Aufklärung der Vorwürfe.
Wer dabei sein wird, sagte Steinmeier am Mittwoch noch nicht. Viele wahrscheinliche Besetzungen im "Kompetenzteam", dem Schattenkabinett der SPD, sind aber durchgesickert: So wird die stellvertretende SPD-Vorsitzende Andrea Nahles (39) für Bildungspolitik gehandelt. Fraktionsgeschäftsführer Thomas Oppermann (55) soll sich gegen Innenminister Wolfgang Schäuble profilieren. Ulrike Merten (57), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, die inhaltliche Konfrontation zu Verteidigungsminister Franz Josef Jung genauso suchen wie Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig (35) den Streit mit Familienministerin Ursula von der Leyen.
Dem Steinmeier-Team sollten nach bisherigen Planungen auch alle sieben amtierenden SPD-Bundesminister angehören - nun gibt es eine Ausnahme. Schmidts Platz könnte vorerst die gesundheitspolitische Sprecherin Carola Reimann (41) einnehmen.
In dem Team soll es auch mehrere Beauftragte für Bereiche wie Kultur, Sport und Medien geben. Namen wurden nicht bekannt - bis auf einen. Spekuliert wurde, dass die Witwe des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, Christina Rau, dabei sein soll. In Parteikreisen wurde das nicht bestätigt. Das Kompetenzteam Steinmeiers wäre aber in jedem Fall auffallend weiblich: Mindestens sechs Frauen stehen bisher fünf Männern gegenüber.
Neue Umfragen versprechen keinen Rückenwind für die offizielle Vorstellung des Teams am Freitag. Würde der Kanzler direkt gewählt, würden laut Forsa nur 17 Prozent Steinmeier ihre Stimme geben - gegen 58 Prozent für Merkel. Das ist der schlechteste Wert für den SPD-Kandidaten seit seiner Nominierung.