Thüringens CDU setzt voll und ganz auf Althaus
Ende August ist Landtagswahl. Partei hofft, dass sich der Regierungschef schnell erholt.
Erfurt. Ein lähmender Gerichtsprozess wegen fahrlässiger Tötung oder ein Ministerpräsident Dieter Althaus, der gesundheitlich angeschlagen bleibt - für die Thüringer CDU ist das offiziell kein Thema. Es gibt keinen "PlanB" verkünden CDU-Vertreter unisono, während der Regierungs- und Parteichef zu Beginn des Superwahljahrs 2009 an den Folgen seines schweren Skiunfalls vom 1. Januar laboriert, bei dem eine 41-jährige Frau tödlich verletzt wurde.
Radio, Fernsehen, Laptop, Handy oder Zeitungen sind aus dem Krankenzimmer des 50 Jahre alten Spitzenpolitikers im Jenaer Universitätsklinikum verbannt. Seit vergangenem Freitag wird er in der Heimat behandelt. Das scheint dem Frontmann der Thüringer CDU, für die es bei der Landtagswahl am 30. August um die Verteidigung der absoluten Mehrheit geht, Kraft zu geben.
Althaus, ein ambitionierter Freizeitsportler, versuche sich schon wieder auf dem Heimtrainer, berichtete sein behandelnder Arzt Rolf Kalff am Montag. Regierungsmitglieder und Partei setzen darauf, dass sich ihr Chef von seinem schweren Schädelhirntrauma schnell wieder erholt. "Ich baue auf seine Fitness - wir alle bauen darauf", sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Birgit Diezel (CDU) kurz nach dem Unfall. Diezel führt derzeit die Amtsgeschäfte.
Doch der Gesundheitszustand von Althaus, der laut Ärzten bisher nicht vernehmungsfähig ist, schwankt: Klare Phasen wechseln sich mit Zeiten ab, in denen der Ministerpräsident zeitlich, örtlich und situativ nicht vollständig orientiert ist. Das Geschehene sei seinem Patienten, der voraussichtlich in der kommenden Woche in eine Reha-Klinik verlegt werden soll, noch nicht in vollem Umfang bewusst, diagnostizierte Kalff: "Die volle Tragweite des Unfalls wird er erst mit Verlauf der Behandlung vollständig wahrnehmen."
In Thüringen wird derweil vor allem in inoffiziellen Runden diskutiert, wie der Start in das Jahr mit Kommunal- und Europawahlen im Juni, der Landtagswahl im Sommer und der Bundestagswahl Ende September zunächst ohne Althaus gemeistert wird. Termine übernehmen Diezel und andere Minister, das Kabinett tagt regelmäßig.
Das CDU-Wahlprogramm soll demnächst vom Vorstand vorgelegt und bis Mai in Regionalkonferenzen diskutiert werden. Die CDU, so scheint es, spielt auf Zeit und setzt auf das Prinzip Hoffnung. Es wird schon gut werden, so ihr Credo. Kein "Plan B" heißt: Es gibt keine Alternative zu dem 50-Jährigen.
Ex-Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU), der Althaus als seinen Nachfolger aufgebaut hatte, sieht laut MDR keinen Grund für "alternative Gedankenspiele". Der 76-Jährige soll verstärkt im Landtagswahlkampf um Stimmen werben.