Trauer, Wut und Entschlossenheit
Auf der Suche nach den Attentätern durchkämmen die Sicherheitsbehörden die Ferieninsel.
Palma de Mallorca. Entsetzen. Wut. Tränen. Zusammengepresste Lippen. Die Gesichter der spanischen Staatsrepräsentanten, die am Freitag vor den zwei Särgen der ermordeten Polizisten Abschied nahmen, sagten mehr als tausend Worte. Die sterblichen Überresten von Diego Salva Lezaun (27) und Carlos Sáenz de Tejada (28) waren im Almudaina-Königspalast in der Inselhauptstadt Palma aufgebahrt. Anschließend nahm Spanien in einem Trauergottesdienst in Palmas berühmter Kathedrale Abschied von den beiden Opfern des Terroranschlags vom Donnerstag.
Nach Palma gekommen waren neben Spaniens sozialdemokratischem Regierungschef Jose Luis Zapatero auch der konservative Oppositionsführer Mariano Rajoy und der Thronfolger, Prinz Felipe, mit seiner Ehefrau Letizia. Sie wollten die Einheit der Demokraten demonstrieren gegen den Terror der Eta - am Tag nach dem schlimmsten Anschlag in der Geschichte der Ferieninsel.
Zapatero zeigte sich entschlossen: "Die Mörder haben keine Chance, sich zu verstecken. Sie können nicht abhauen. Der Justiz nicht entkommen. Sie werden verhaftet, verurteilt und ihr Leben im Gefängnis verbringen." Am Freitag durchkämmten tausende Polizisten und Anti-Terror-Experten die Mittelmeerinsel.
Sie kontrollierten jeden, der über die Häfen und den Flughafen in Palma die Insel verlassen wollte. Die Sicherheitsbehörden glauben, dass die Täter noch auf Mallorca sind. "Operation Käfig", nennt die Polizei ihre Fahndung. Überall gab es Straßenkontrollen. Per Rasterfahndung wurden Gäste-Anmeldelisten der Hotels, Appartementhäuser und Campingplätze überprüft, tausende Autos, auch von Urlaubern, gefilzt.
Auch wenn die Terroristen auf Mallorca in der Falle sitzen: Die Fahndung gleicht einer Suche im Heuhaufen. Rund 850.000 Einwohner hat die Insel. Im Sommer befinden sich mindestens doppelt so viele Menschen in dem Urlaubsparadies.
Die Polizei fürchtet zugleich, dass es in Kürze einen weiteren schweren Anschlag geben könnte. Wohl nicht auf Mallorca, das einem Hochsicherheitstrakt gleicht, sondern auf dem spanischen Festland. Auch Deutschlands Außenministerium warnte, dass weitere Anschläge nicht auszuschließen seien.
Es sieht ganz danach aus, als ob die Eta zu ihrem 50-jährigen Bestehen eine schon lange nicht mehr erlebte Terrorwelle startet. Die Gruppe, die seit ihrer Gründung am 31. Juli 1959 rund 850 Menschen tötete, zuletzt aber als stark geschwächt galt, will offenbar beweisen, dass sie immer noch beliebig zuschlagen kann.
Mehrmals konnte die Polizei in den letzten Monaten Terrorführer festnehmen. Mehr als 50 Mitglieder wurden seit Jahresbeginn verhaftet. Rund 200 kampfbereite Terroristen soll die Eta aber noch in Nordspanien und in Südfrankreich haben.