Irans Opposition gibt sich nicht geschlagen

Polizei geht in Teheran mit Gewalt gegen eine Trauerfeier für getötete Demonstranten vor.

Teheran. Es sollte ein stilles Gedenken auf dem Friedhof Behescht-e Sahra in Teheran werden, aber dazu kam es nicht: Bevor der iranische Oppositionsführer Mir Hussein Mussawi Donnerstag am Grab der Studentin Neda Agha-Soltan Trauerverse aus dem Koran sprechen konnte, war er bereits von Polizei umringt und wurde zurück zu seinem Wagen geführt.

Die Oppositionspolitiker Mussawi und Mehdi Karubi wollten die Gräber der Demonstranten besuchen, die bei den Protesten gegen den Ausgang der Präsidentenwahl ums Leben kamen. Doch im Moment ist der iranischen Führung auch die besinnliche Stimmung eines Friedhofs zu gefährlich, wenn sie tausende Regierungsgegner anlockt.

Rund 3000 Menschen waren dem Aufruf Mussawis und Karubis gefolgt und hatten sich auf den Friedhof gedrängt. Doch auch die Polizei rückte mit einem Großaufgebot an, sperrte Zufahrtsstraßen und ging nach Berichten von Augenzeugen mit Knüppeln gegen die Teilnehmer vor, die sich mit Steinwürfen wehrten. Mehrere Menschen wurden festgenommen.

Eine eigentlich angedachte zentrale Gedenkfeier für die Toten der Demonstrationen hatten die Behörden verboten, obwohl nach dem Willen Mussawis und Karubis lediglich Koran-Verse verlesen werden sollten. Deswegen riefen sie zu dem Besuch des Friedhofs auf. Die beiden Oppositionsführer waren sich der Symbolik des Ortes bewusst: Auf dem Friedhof Behescht-e Sahra liegen viele der nach offiziellen Angaben 30 Menschen begraben, die bei den Protesten gegen das Ergebnis der Präsidentenwahl ums Leben kamen. Und vor allem finden die Friedhofsbesucher hier das Grab von Neda, der jungen Frau, die bei einer Demonstration erschossen wurde. Ihr Tod vor genau 40Tagen wurde gefilmt und erschütterte als Internetvideo Menschen auf der ganzen Welt.

Daher war der geplante Besuch der Gräber viel mehr als eine Trauerfeier. Mit der Versammlung wollen Mussawi und Karubi demonstrieren, dass sie sich in dem Konflikt mit der iranischen Führung um den umstrittenen Ausgang der Präsidentenwahl nicht geschlagen geben und noch immer an eine manipulierte Abstimmung glauben. Aber die Führung in Teheran will offenbar mit allen Mitteln verhindern, dass weitere Proteste die islamische Republik ernsthaft ins Wanken bringen.