Unruhen: Bangkok versinkt im Chaos
Thailands Gesellschaft steckt in einer der schlimmsten Krisen seit Jahrzehnten.
Bangkok. Aufstand, Anarchie, Bürgerkrieg - Horror-Szenarien, die bis vor kurzem niemand in der modernen Metropole Bangkok für möglich gehalten hätte.
Doch vor den Fünf-Sterne-Hotels und schicken Cafés kauern jetzt Soldaten mit Sturmgewehren im Anschlag. Wo Touristen und reiche Thais es sich vor kurzem noch gutgehen ließen, fliegen Brandbomben. Das beliebte Besucherziel von Millionen Asien-Touristen versinkt im Chaos.
"Das friedliche Thailand, das wir zu kennen glaubten, existiert nicht mehr", schrieb die Zeitung "Bangkok Post" am Sonntag. Der Image-Schaden ist immens, keiner wagt, sich den Verlust durch verprellte Investoren und Touristen auszumalen. Die thailändische Gesellschaft steckt in einer der schlimmsten Krisen seit Jahrzehnten.
Die Rothemden wollen eine Auflösung des Parlaments und Wahlen. Das hat die Regierung angeboten. Im November hätte neu gewählt werden sollen. Und trotzdem zog das oppositionelle UDD-Bündnis nach dem schon sicher geglaubten Kompromiss nicht ab. Für die "Bangkok Post", eine englischsprachige Zeitung für die Bangkoker Eliten, ist klar, wer dahinter steckt: Thaksin Shinawatra. Der 2006 gestürzte Regierungschef feuert die Rothemden aus den Exil an und finanziert sie. Er könne aber nicht sicher sein, in einem demokratischen Prozess zurück an die Macht zu kommen, schreibt die Zeitung.
"Einen friedlichen Kompromiss ablehnen, den demokratischen Prozess ausschlagen, dem Land weiter schaden, nur im Interesse eines Mannes: Das ist ein Aufstand!" heißt es da. "Wir stehen am Abgrund zur Anarchie, und das alles wegen des Stolzes, der Gier und Rachsucht eines Mannes - und der Unentschlossenheit, Unsicherheit und fehlenden Führungskraft eines anderen", schreibt die Zeitung mit Blick auf Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva. "Dies ist ein Aufstand, schlagt ihn nieder, hurtig, hart und bestimmt", forderte die Zeitung.
Es besteht kaum Zweifel, dass unter den Rothemden auch militante Provokateure am Werk sind. Doch selbst ein radikaler Schlag gegen sie würde die Geister, die Thaksin und die Rothemden geweckt haben, nicht verschwinden lassen.
Aber auch gemäßigte Rothemden prangern soziale Ungerechtigkeit im Land an - ein Codewort für die alte Ordnung, in der alteingesessene Familien von Gnaden des Königshauses Macht und Reichtümer unter sich verteilen.