US-Gericht kippt Patente auf Krebsgene

Analyse: Das Urteil könnte Vorteile für Patienten bei Behandlung und Vorsorge bringen.

New York. In New York hat ein Gericht Patente auf zwei menschliche"Brustkrebsgene" für nicht rechtmäßig erklärt. Bezirksrichter RobertSweet sagte, er halte die Patente des US-Biotechnologie-Unternehmens"Myriad" auf die Gene "BRCA1" und "BRCA 2" für "nicht patentierbar".Das Unternehmen habe zweifellos "nützliche wissenschaftliche Erfolge"erzielt, habe die Erbgut-Sequenzen aber weder erfunden noch an ihrerFunktion etwas geändert. Das Urteil könnte sich auf die gesamtebiotechnologische Forschung auswirken.

Im Erbgut jedes Menschen sind die beiden Gene "BRCA1" und "BRCA2"enthalten. Wenn diese mutieren, besteht bei Frauen ein erhöhtes Risikofür Brust- und Eierstockkrebs. Hat eine Firma das Patent auf diese Geneangemeldet, dann hat nur sie das Recht auf Tests und Forschung. Dasbedeutet: Die Patientinnen sind von dieser Firma abhängig. Denexklusiven Test auf Genmutationen bietet das Unternehmen bereits für3000 Dollar an.

Schon vor dem Richterspruch konnten nach dem US-und EU-Patentrecht nur Erfindungen, keine bloßen Entdeckungen geschütztwerden. Die gängige Praxis widersprach dem jedoch: "Wenn sie in engemZusammenhang mit einer konkreten Funktion stand und diese als durchmenschliches Zutun ,erfunden’ definiert wurde, konnten ohne weiteresauch menschliche Gene als Erfindung gelten und patentiert werden",erklärt Christoph Then, Patent-Experte bei Greenpeace. In Europa gebees mehr als 1000 Patente auf menschliche Gene. Geschätzt werde, dass20Prozent aller menschlichen Gene bereits als Patent angemeldet wurden.

InEuropa wird die Diskussion jetzt neu aufgerollt werden müssen - hierist die Patentierung auf beide Brustkrebsgene eingeschränkt. Mit demNew Yorker Urteil hat die USA Europa jedoch diesbezüglich überholt.

ExperteThen hält ein Patent auf menschliches Erbgut für "unverantwortlich".Ein Wirtschaftsunternehmen dürfe nicht die Kontrolle über menschlicheGene haben. Betroffene Frauen könnten durch das Monopol nicht einmaleine zweite Meinung einholen. Viele europäische Forscher hätten dieTests der Firma Myriad als "nicht die besten" bezeichnet.

Die Bürgerrechtsorganisation ACLU und die Stiftung für öffentlichePatente hatten vor einem Jahr gegen die Patentierung der BRCA-Genegeklagt. Der Anwalt der ACLU nannte das Urteil eine "große Verbesserungfür die Forschung". Es könnte etliche der Gen-Patente zu Fall bringen.Es gilt jedoch als sicher, dass das Urteil angefochten wird.