Krise hat die Arbeitskostenmassiv erhöht

Für eine Stunde Arbeit mussten Unternehmen im vergangenen Jahr vier Prozent mehr Geld ausgeben.

Wiesbaden. Die Kurzarbeiter-Regelung hat Deutschland zwar zunächst vor einem extremen Anstieg der Arbeitslosigkeit bewahrt. Eine Nebenwirkung ist allerdings ein - wenn auch vorübergehender - massiver Anstieg der Arbeitskosten im Rezessionsjahr 2009, obwohl die Arbeitnehmer real weniger Geld in der Tasche hatten.

Viele Firmen drosselten ihre Produktion, reduzierten Überstunden und setzten auf Kurzarbeit. Halb Europa beneidet Deutschland wegen dieser Regelung. Denn sie ermöglicht es den Unternehmen, ihre Personalkosten zu reduzieren, ohne eingearbeitete Fachkräfte entlassen zu müssen. Sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer erhalten für die Ausfallstunden von der Bundesagentur für Arbeit Kurzarbeitergeld, also 67 bzw. 60 Prozent des ausgefallenen Nettolohns.

Theoretisch müssten die Arbeitskosten der Betriebe proportional zur ausgefallenen Arbeitszeit sinken. Tatsächlich geht diese Rechnung aber nicht auf, wie aus einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hervorgeht. So vermindert die Kurzarbeit weder die Dauer des Urlaubs noch die Höhe des Urlaubsgeldes bei den Arbeitnehmern. Hinzu kommen tarifliche Klauseln, die den Arbeitnehmern Zuschüsse zum Kurzarbeitergeld garantieren.

Unter dem Strich stiegen die Arbeitskosten in der Privatwirtschaft durch solche Effekte im vergangenen Jahr um 4,1 Prozent, wie das Statistische Bundesamt gestern mitteilte. Das liegt klar über dem EU-Durchschnitt.

Es gibt aber auch zwei gute Nachrichten. Zum einen dürften diese Zusatzkosten wegfallen, sobald die Kurzarbeiter-Regelung ausläuft. Zum anderen blieben die Lohnnebenkosten 2009 in Deutschland unter dem EU-Schnitt. Arbeitgeber mussten hierzulande auf 100 Euro Bruttolohn und -gehalt 32 Euro Nebenkosten zahlen. EU-weit waren es durchschnittlich 36Euro, errechneten die Statistiker.