Vernetzt über Blackberry & Twitter
Randalierer verabreden sich über die moderne Technologie.
London. Früher stellten sich Aufrührer mit einem Megafon auf eine umgedrehte Kiste und heizten die Stimmung an. Heute nutzen sie moderne Technologien, um sich zum Randalieren und Plündern zu verabreden — so auch in England. Doch nicht Twitter und Facebook sind das Mittel der Wahl, sondern vor allem ein geschlossener Chat-Dienst, der auf Blackberry-Handys läuft. Diese sind bei britischen Jugendlichen populär.
Die Polizei nahm zunächst Twitter ins Visier. Sie kündigte am Montag an, Aufrufe zu Gewalt und Plünderungen über den Kurznachrichtendienst streng zu verfolgen. „Soziale Medien und andere Methoden wurden genutzt, um diese Ausmaße an Gier und Kriminalität zu organisieren“, sagte Londons Vize-Polizeichef Stephen Kavanagh.
Von Twitter- oder Facebook-Krawallen lässt sich aber kaum reden. Die Randalierer verabredeten sich stattdessen vor allem über den Chat-Dienst Blackberry Messenger (BBM), wie britische Medien berichten. Dieser erlaubt es, Nachrichten an geschlossene Nutzergruppen zu schicken. Ein Nutzer habe „jedermann von allen Seiten Londons“ aufgefordert, Geschäfte in der berühmten Einkaufsstraße Oxford Street zu plündern, berichtete etwa der „Guardian“: „Kommt und bedient Euch.“ Dass die Blackberrys so zweifelhafte Schlagzeilen machen, ist kein Zufall. Von den 16- bis 24-Jährigen hat mehr als jeder Dritte (37 Prozent) in Großbritannien eines.
Die Macht der Technologie zeigte sich auch nach den Krawallen: Über Twitter organisieren sich Bürger, um die verwüsteten Stadtteile aufzuräumen und vor künftigen Attacken zu schützen. Gestern startete das Twitter-Konto „Riotcleanup“, von dem aus Orte und Uhrzeit für Aufräumaktionen in die Welt gezwitschert wurden. „Lass uns an morgen denken. Der erste Schritt ist, Liebe gegenüber unserer Nachbarschaft zu zeigen, die unsere Hilfe braucht“, schrieb der Unbekannte.