Weniger Täter, aber brutaleres Vorgehen

Die Polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet für 2009 einen Rückgang von Gewalttaten.

Berlin. Der Fall schockierte nicht nur die Hamburger: Am vergangenen Freitag wurde in der Hansestadt ein 19-Jähriger an einem S-Bahnhof erstochen. Die Polizei geht von einem "nichtigen Grund" aus, der den Gewaltexzess auslöste. Die Polizei fasste vier Tatverdächtige - darunter einen 16-Jährigen, der als Hauptverdächtiger gilt. An solche Fälle denken viele Bürger beim Thema Kriminalität.

Die reine Statistik zeichnet ein etwas anderes Bild. "Deutschland ist sicherer geworden", sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) am Dienstag bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik. Rund 6,05 Millionen Straftaten registrierte die Polizei im vergangenen Jahr in Deutschland. Das ist ein Prozent weniger als im Jahr davor. Immerhin 55,6 Prozent der Delikte wurden aufgeklärt.

"Deutschland gehört zu den sichersten Ländern der Welt", bilanzierte der Minister. Und auch wenn der persönliche Eindruck häufig ein anderer ist: "Ältere Menschen ab 60 (Jahren) werden verhältnismäßig selten als Opfer erfasst", sagte de Maizière. "Die Hauptopfer von Straftaten sind Erwachsene zwischen 21 und 60Jahren."

Auch in der Jugendkriminalität deckt sich der subjektive Eindruck oft nicht mit der Statistik. Die Zahlen gingen im Jahr 2009 weiter zurück. So gehörten Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren weniger häufig zu den Tatverdächtigen bei Gewaltdelikten, bei Körperverletzungen und auch bei Sachbeschädigungen. Trotz der sinkenden Zahlen zeigte sich Hamburgs Innensenator Christoph Alhaus (CDU) beunruhigt: "Qualitativ haben wir es offensichtlich auch hier mit mehr Brutalität zu tun."

Es gehe nicht mehr nur darum, an Geld oder das Handy zu kommen: "Die Erlangung eines materiellen Vorteils steht nicht mehr im Vordergrund von Gewaltausübung. Es ist die Gewaltausübung an sich", sagte Ahlhaus. Die Ursachen zu bekämpfen sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Opfer von gewaltorientierten Jugendlichen seien sehr häufig auch Polizisten, sagte Ahlhaus. Anfang Mai war es in Hamburg und in Berlin wieder zu teils heftigen Ausschreitungen gekommen. Die CDU will, dass die Täter künftig härter bestraft werden können.