Wieder sehnsüchtig erwartet: Wuppertals Tschernobyl-Helfer

Privates Engagement und Firmen haben den Lkw-Konvoi zum Erfolg gemacht.

Wuppertal. Auf die Wuppertaler ist Verlass. Das wissen nicht nur etliche Familien, die in Weißrussland leben und bis heute die Folgen der Reaktorkatastrophe in der Ukraine zu bewältigen haben. Auch in diesem Jahr hat der große Lkw-Transport der Hilfe für Kinder von Tschernobyl vom Bergischen Land aus unter anderem Schulen, Pflegeheime, Waisen- und Krankenhäuser mit Spenden versorgt — und dabei selbst den russischen Winter bewältigt.

Und der verlangte dem Konvoi-Team mit Angela Dicke, Ralf und Alexander Kusch, Christian Wingenfeld, Michael Olzen, Heinz-Jürgen Haßenflug, Christian Totti und Vladimir Siemens diesmal einiges ab: Mit zwei 40-Tonnern und zwei kleineren Lastwagen arbeiteten sich die Tschernobyl-Helfer durch viel Schnee und über durchlöcherte Straßen ins Zielgebiet vor.

Mit an Bord waren nicht nur die insgesamt 400 Hilfspakete, die zahlreiche private Spender zusammengetragen haben. Auch eine komplette Krankenhausausstattung sowie 1,5 Tonnen Stoff für die Nähschule, die seit vielen Jahren unterstützt wird, leisten in Weißrussland wertvolle Dienste.

So hat Helios in diesem Jahr zum Beispiel zehn Kinderbetten beigesteuert, und auch das McDreams-Hotel in Elberfeld hat für den Transport Sachspenden in Form von Matratzen zur Verfügung gestellt.

Aber auch das ist zu berichten: Die Einfuhr von drei Paletten mit Sondenkost für Pflegepatienten hat der weißrussische Staat vorab abgelehnt — und das, obwohl es gerade für schwer kranke oder sterbende Menschen kaum Versorgungsangebote gibt. Die Paletten blieben kurzerhand zu Hause.

Überhaupt müssen sich die ehrenamtlichen Helfer aus Wuppertal an strenge Regeln halten — beim Zusammenstellen der Hilfsgüter, bei deren Dokumentation und bei der stundenlangen Abfertigung am Zoll, bei denen auch Spendenpakete geöffnet und auf ihren Inhalt hin überprüft werden. Bevor die Lastwagen nach sechs bis sieben Stunden Zusammenpacken von Wuppertal aus aufbrechen, werden sie den Vorgaben entsprechend verplombt, um auszuschließen, dass nachträglich Ladung an Bord genommen wird. „Da passte keine Maus mehr rein“, erinnert sich Angela Dicke. Entsprechend groß war die Freude, als die Lastwagen aus Wuppertal in den Dörfern ankamen und entladen wurden.

Und selbst heute geht es bei den humanitären Aktionen auch um Versöhnung: Zu den Etappen gehörte das Dorf Tonesch, in dem deutsche Besatzer beim orthodoxen Weihnachtsfest im Kriegsjahr 1943 etwa 300 Menschen in einer Kirche umgebracht haben — darunter viele Kinder. Die Begegnungen dort gehörten für die Helfer aus Wuppertal zu den bewegendsten auf ihrer langen Reise, die gut zu Ende ging.

Im Juni sind 22 Mädchen und Jungen aus Weißrussland wieder im Bergischen Land zu Gast.