„Aging-Design“: Senioren in neuer Technik beraten

Furtwangen (dpa) - Technik kann das Leben leichter machen - vor allem für ältere Menschen. Doch die Senioren wissen oft nichts von den Neuerungen. Viele von ihnen haben auch Vorbehalte gegen alles Neue.

Die Aging-Designer aus Furtwangen sollen jetzt Abhilfe schaffen.

Wenn Körper und Geist schwächer werden, kann die Technik helfen. Mit dem Computer lässt sich das Gedächtnis trainieren, Sensoren am Körper kontrollieren, ob Herz und Nieren ihren Dienst tun. „Es gibt etliche solcher Entwicklungen, aber sie gehen an vielen Betroffenen vorbei“, erklärt der Prorektor der Hochschule Furtwangen, Ulrich Mescheder. Aus seiner Sicht fehlt es an Beratung und Beratern. Eine Marktlücke, die seine Uni ab Oktober schließen will. Dann beginnt der neue Studiengang „Aging-Design“.

Die Ausbildung ist breitgefächert: von Medizin über Informatik bis zu Pflege. Die angehenden Berater sollen nicht nur wissen, wie neue technische Geräte funktionieren, sondern auch Methoden lernen, wie die Vorbehalte älterer Menschen gegenüber solchen Neuerungen abgebaut werden können, erläutert Mescheder.

„Auch die Pflegedienste stehen solchen Entwicklungen nicht selten sehr reserviert gegenüber.“ Dabei können sie sich, ebenso wie pflegende Angehörige, mit Technik das Leben leichter machen. „Die Spanne reicht von Sensoren im Bettvorleger, die registrieren, ob jemand ausgerutscht ist, bis hin zu Kameras, die in der Wohnung installiert werden und im Notfall zeigen, wie es dem Pflegebedürftigen geht“, erläutert Mescheder. Auch eine einfache Überwachung des Stromverbrauchs könne schnell zeigen, wenn etwas nicht stimmt.

Für den Furtwanger Dekan des Fachbereichs „Angewandte Gesundheitswissenschaften“, Professor Stefan Selke, passt das Projekt optimal in die Zeit. „Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es einen vergleichbaren Studiengang, der so gezielt auf den demografischen Wandel und seine gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Konsequenzen ausgerichtet wird.“

Er schätzt, dass die Absolventen vor allem als Berater und Manager im Gesundheitswesen unterkommen können. „Auch in der Industrie dürften Aging Designer gute Perspektiven haben.“ Wenn in den Firmen immer mehr ältere Menschen immer länger arbeiten müssen, seien die Unternehmen gut beraten, Arbeitszeiten und Fertigungsprozesse auf ihre Belange abzustimmen. „Dabei können unsere Studienabgänger helfen.“ Als weiteres Einsatzgebiet nennt er Entwicklungsabteilungen. Dort könnten die Studienabgänger das Design von Produkten auf die Bedürfnisse von Senioren abstimmen - etwa mit breiteren Tasten und größerer Schrift.

Die neuen Aging Designer haben für Selke vornehmlich zwei Aufgaben zu erfüllen. „Wir zielen darauf ab, dass ältere Menschen ihre individuellen Fähigkeiten länger nutzen. Und wir können ein Stück weit dazu beitragen, dass mit Hilfe vitaler Senioren unsere Gesellschaft in der Balance bleibt.“