Ausbildungsexpertin: „Es kommt nicht mehr so auf das Zeugnis an“
Frankfurt/Main (dpa) - Das Ausbildungsjahr läuft längst und trotzdem sind noch Stellen frei. Brigitte Scheuerle, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung der Industrie- und Handelskammer Frankfurt, sagt, wo man sich bewerben sollte - und warum nicht nur die Noten zählen.
In welchen Berufen gibt es die meisten freien Ausbildungsplätze?
Scheuerle: „Es gibt einen großen Bedarf an Fachinformatikern und in den Büroberufen. Besonders beliebt bei den Schulabgängern sind Trendberufe wie Mediengestalter oder Veranstaltungstechniker - eben alles, was 'stylish' ist.“
Sind die Bewerber heute schlechter als früher?
Scheuerle: „Was die Schulbildung der Bewerber angeht, sind die Unternehmen kompromissbereiter geworden. Vielen Betrieben kommt es gar nicht mehr so auf das Zeugnis an. Sie wollen stattdessen, dass die Bewerber echtes Interesse zeigen und gute soziale Kompetenzen mitbringen. Im technischen Bereich, wo der Azubi-Mangel besonders groß ist, gehen viele Unternehmen gezielt auf Schüler mit schlechteren Noten zu, die sie aber persönlich für geeignet halten. Die bekommen dann mehrere Monate die Gelegenheit, sich zu beweisen, und wenn es klappt, bleiben sie dabei. Fraport oder die Deutsche Bahn gehen bei Mechatronikern zum Beispiel diesen Weg.“
Wo haben Azubis nach der Lehre die besten Aussichten auf einen Job?
Scheuerle: „Die größten Chancen auf eine Festanstellung nach der Ausbildung gibt es im technischen Bereich. Sehr gute Aussichten haben Zerspanungsmechaniker, Industriemechaniker und Chemielaboranten.“